|Freitag d. 18/IV 1913.
Hochgeehrter Herr!
Vielen innig
sten Dank für Ihre
so liebe Theilnahme an meines
Bruders Ge
schick. Ich antworte er
st heute, da ich nach ge
stern
eine er
schöpfende Aus
sprache mit dem
Primarius des
Sanat. Steinhof vor hatte & Ihnen darüber Bericht geben
wollte.
Primarius D
r Richter hält
Peter für entla
s|sungsmöglich;
so bald
ich damit einver
standen,
der Peter hingebracht, i
st er
sofort freigegeben.
Die Schwierigkeit liegt aber wo anders.
Bier dürfte er höch
stens Abends ein kleines Glas trinken, eigentlich gar keines, denn
seit
10 December 1912 erhielt er keinen
Tropfen Alkohol mehr, er i
st in der
Anstalt zu
Paraldehyd als
Schlafmittel gewöhnt
|worden, auch daher darf
ihm nichts ausgefolgt werden er müßte es unter
strenger
Aufsicht regelmäßig
dosirt erhalten. Sie kennen ja
Peter,
sein
Freiheitsdrang geht ja nur dahin,
sich
Auszutollen, dann, mit was i
mmer,
wahllos sich
Schlaf oder
Betäubung ver
schaffen.
Anders kann er ja in Freiheit wieder nicht leben.
Seine
Skizze Nerven-Sanatorium gibt uns ein Bild, wie er es in freieren
An|stalten treibt, damals war
er in der
Sulz; da am
Steinhof bin ich
sicher da
ss kein
Unfug, weder mit
Alkohol noch mit
Schlafmitteln getrieben werden kann &
sein
Cerebralzu
stand i
st noch
so
unruhig
so
aufgeregt &
unstet, da
ss ich er
st da eine
Besserung &
Beruhigung abwarten möchte.
Es wäre denn, da
ss that
sächlich eine
Garantie, darunter
meine ich aber nicht
Versprechungen od.
Versicherungen Peters, ge
schaffen werden
|könnte,
sondern wirklich eine
Sicherheit, da
ss
Peter zuminde
st nach 4–6 Wochen wol frei
sei, aber punkto
Alkohol &
Schlafmittel unter
strengster Aufsicht.
Gewiß wäre dies das Ideal, da ich mich ja nicht darüber
täusche, dass seine Erregung über die ihm vorenthaltene Freiheit, jetzt gewiß auch ungünstig auf seine Nerven einwirkt.
Aber lieber noch dieser |Nachtheil, als das andere & gewiß größere risico eines
neuerlichen Verfalles!
Der
financielle Punkt den er Ihnen gegenüber erwähnte, i
st
völlig aufgeklärt; von
seiner
Seite ein
Versehen, für das er nichts kann. In meiner
Rechnungführung fand ich Ihren w. Namen nicht vor & als er mich darum fragte,
sagte ich nein, von D
r Schnitzler |i
st nichts eingelaufen, da ich ja monatlich
von S. Fischer c
a 100 K zuge
sandt erhielt aber nicht wußte da
ss
die
se mit die
ser
Sammlung
identisch seien, was ich ihm al
so
Sonntag aufklären werde & Sie hiemit frdl. ent
schuldigen
wollen.
Peter kann täglich ab 2
Uhr be
sucht werden, übrigens auch
in den
Vormittags-Stunden, die
Ärzte dort aber
|treffen Sie nur zwi
schen 2
& 4
Uhr an; dem Herrn
Primarius Richter habe ich von Ihrem voraus
sichtlichen
Be
such u. Rück
sprache mit ihm Meldung er
stattet.
Für Ihre wirklich herzlich schöne Absicht mitzuhelfen
wiederholten innigsten Dank.
von Ihren Sie hochschätzenden
Ergebensten
G. Engländer.