|Lieber lieber Herr Dr Arthur Schnitzler,
ein Verlorener, Zu
sammenge
stürzter, unmittelbar nach einem paradie
si
schen
Semmering-Jahr
1912, ein
tiefst Verzweifelter, wendet
sich an Sie als
Men
schenfreundlichen und Dichter vor allem, dann als Kollegen und langjährigen
litterari
schen Geno
ssen – – – Hilfe, Rettung, Erbarmen, in einer
so
schauerlichen Situation, die noch nie, noch nie, noch nie,
ein Dichter, ein Kün
stler-Men
sch erlitten hat!
|Der
süßen unentbehrlichen Freiheit
beraubt, verbringe ich meine Tage u. Nächte in unerme
sslichen Qualen, eingefangen,
kontrollirt wie ein
böses gefährliches giftiges
Reptil!
Hilfe, Errettung,
Weg ins Freie!!!
Auch geht es mir ökonomi
sch
schlecht, und bitte ich Sie und
Hofmannsthal um die mir
|zuge
sagten
20 Kr. monatlich
seit
November 1912, da ich
gerade damals zu
sammenbrach und nicht mehr denken konnte!
Hilfe, um Gotteswillen, ehe ich ganz zerstört
bin!
Ich möchte auf dem
Semmering ruhig vegetiren, in
Freiheit und Frieden! Hilfe von
Bruder-Seelen!
Dichter, Kün
stler, Men
schen, helft mir!!!
Peter Altenberg
Lesen Sie mein letztes Buch:
und denken Sie, wie dem Autor zumute ist, der nun wie ein wildes Tier eingesperrt schmachtet, seit 5 Monaten!!!
Ihr
PA
|[handschriftlich Georg Engländer:] Zur Aufklärung.
(Diskret!)
Sehr geehrter Herr.
Am
10 Dec. v. J. mußte ich meinen Bruder in einem erbarmungswürdigen
Nerven-Zustand auf den
Steinhof überführen.
Nun erst seit 3 |Wochen kommt er allmählich zum Bewusstsein & ist empört über den Zwang den Ärzte & Pfleger auf ihn ausüben &
will durchaus entfliehen. Ärztliche |Freunde finden aber auch jetzt noch seinen Kopf & Nervenzustand so labil dass sie auch nur einige Tage
Freiheit schon für seine Gesundheit als katastrophal
befürchten.
Hochachtend
G. Engländer
P.S. Seine
Corresp. wird mir von der
Anstalt offen zuge
sandt!!