Arthur Schnitzler an Hermann Bahr, 18. 4. 1913

Dr. Arthur Schnitzler 18. 4. 1913.

Lieber Hermann.

Auch ich habe einen Brief von Altenberg (offenbar ähnlichen Inhalts wie der an Dich) erhalten; sein Bruder hat ihn mir überschickt. Diesem habe ich nun geantwortet, er möge mir sagen, was ich seiner Ansicht nach in der Angelegenheit tun könne; ich sei natürlich gerne bereit in die Anstalt zu gehen und dort mit dem behandelnden Arzt Rücksprache zu nehmen. Ich selbst habe Altenberg schon über ein Jahr nicht gesehen und stehe trotz allem, was mir selbst von ärztlicher Seite berichtet wird, der absoluten Echtheit von P. A.’s Irrsinn – es ist ja vielleicht dumm – mit einer seit fast drei Jahrzehnten bewährten Skepsis gegenüber. Dass an P. A.’s Einschliessung nicht etwa böser Wille schuld sein kann ist selbstverständlich. Also, wenn eine Entlassung überhaupt möglich (was ich aus vielen Gründen für höchst wahrscheinlich halte) wird dazu weder Skandal noch Entführung notwendig sein. Du hörst bald mehr von mir. Wann kommst Du nach Wien? Man sieht Dich nun doch nicht trotzdem Du in Salzburg wohnst.
Herzliche Grüsse von Haus zu Haus
Dein
[handschriftlich:] Arthur