|Zistersdorf, am
14↓5↓. April 1913
Hochverehrter Herr Doktor!
Ich mache von Ihrer liebenswürdigen Erlaubnis Gebrauch und
über
sende Ihnen das Manu
skript
der↓von↓ »
Fatme«.
Hiebei muß ich Sie vor allem deshalb um Nachsicht bitten, weil die
Schreibmaschinenabschrift keineswegs so↓verschiedener leidiger Umstände halber nicht recht↓ presentabel ausgefallen ist wie ich sie
erwarte. Besonders der blaue Druck der ersten Hälfte ist mir herzlich
unangenehm. Trotzdem sende ich Ihnen dies und und nicht das
Durchschlagsexemplar, da letzteres doch weniger deutlich ist.
Und dann bitte ich Sie
↓betreffs↓ der »
Fatme«
selb
st
wegen um
Duldung. Ich nenne
sie eine »Studie«; ich wage es nicht,
sie eine dramati
sche
Studie zu nennen. Die be
ste Bezeichnung wäre vielleicht: ein Konglomerat. Wenn
ich
↓mir↓ die Frage
erwäge↓stelle↓, ob dies
Konglomerat↓Sammelsurium Gemengsel↓ von
Phantasie, Phanta
sterei,
↓Theorie, Ökonomie,↓ Satire,
↓Erlebnis↓,
Ro
sinen,
↓Gesellschafts↓Kritik-
↓Charakteririsierungs-↓ und Dramenan
sätzen Sie intere
ssieren werde –
so zweifle ich
über die Antwort; ja ich verzweifle geradezu. Ich
möchte fa
st wün
schen, ich hätte mich
↓wegen↓ die
ses
↓höchst undramatischen↓ Mi
schlings von Ern
st und Spott
↓der betr. doch jedem Akt, ja jeder Szene nicht einer
Spezialexposition eröffnen muß bedarf↓ wegen nicht an Sie gewendet, da ich
sehr
befürchte, eine etwa gute Meinung, die Sie von meinem Ge
schmack
↓u. technischen Geschick↓ haben könnten,
dadurch
↓ihn↓ zu
töten↓vernichten↓, und ich wün
schte, ich hätte die Vollendung einer
↓weniger exotischen u. strafferen↓ Komödie »
Gesellschaft«, an der ich jetzt arbeite, abgewartet,
an
statt mich »
Fatme«
↓gewissermaßen↓ zu würfeln.
Was die
se betrifft, möchte ich zur Aufklärung nur
sagen↓beifügen↓, daß ich ur
sprünglich die
↓einfache↓
Dramati
sierung einer Erzählung
Wells ↓(»A story of the Days to come[«] in Tales of Space and Time and Space)↓ beabsichtigte↓im Auge hatte↓, dann aber,
↓beim Überdenken↓ des Stoffes
überdenkend zur Ansicht gelangte ↓mich vor dem ××××weg & die Notwendigkeit
gestellt sah↓,
ich möchte den↓einen ganzen↓ Zukunftsstaat, ↓an↓statt den
Wells’
schen
↓Zukunftsstaat↓ einfach
anzunehmen↓als gegeben↓,
nach ↓gänzl zu akzeptieren, in einen Staat zu
verlegen, der↓ meinen
eigenen An
sichten
raus ↓zu↓ ↓von einer möglichen Entwicklung der sozialen Verhältnisse
besser entspräche. So mußte ich für den gegebenen Stoff einen eigenen
Zukunftsstaat↓ kon
struieren; und kaum
|war
damit begonnen↓dies geschehen↓,
so
sah ich auch↓ergab sich↓ die
↓weitere↓ Notwendigkeit
vor mir,
↓auch↓ mit dem
Wells’
schen Stoff zu brechen
und formte meinen eigenen, wie er meinem Staat
entsprach.↓und die Fabel meinem Staate anzupassen. So ist Fatme die Story of the Days to come;↓ Also wurde zuerst das Fest, dann die↓dasselbe Messer, doch mit anderem und andrer↓ Klinge
des Messers geändert
Sollten Sie, hochverehrter Herr Doktor, der Studie kein Intere
sse ab
nötigen↓gewinnen↓ können,
so bitte ich Sie, mir wegen ihrer Ueber
sendung nicht zu grollen
und mir zu erlauben,
sie
↓später↓ gegen die »
Gesellschaft«,
die
jedenfalls weniger Sammelsurium werden wird, umzutau
schen.
Ich verbleibe mit den ergeben
sten Grüßen
Ihr
RA