Arthur Schnitzler an Hermann Bahr, 5. 12. 1904

Wien, 5. 12. 904

lieber Hermann,

dictiren u sitzen (Relief) und allerlei andres haben mich abgehalten, dich aufzusuchen und dir die vielen Grüße persönlich zu überbringen, die mir, am heftigsten von Frau Eysoldt, an dich aufgetragen worden sind. Hoffentlich können wir dich an einem Abend zu Beginn nächster Woche bei uns sehen und bei dieser Gelegenheit auch über den Weihnachtsausflug reden, zu dem große Lust vorhanden ist. (Wahrscheinlich aber würden wir erst nach dem in jüdischen Kreisen so heiligen Abend abfahren.) Da wir schon bei den frommen Festen halten, theile ich dir auch mit, dass ich zum Nicolo den Tristan-Auszug bekommen habe, ihn aber noch spiele wie ein Krampus. –
Laß es dir weiter wohl sein im neu errungenen Glück der Töne – warum suchst du irgend ein Vorgefühl darin? Eine Seligkeit hat genug zu thun, wenn sie sich selbst bedeutet. –
Beigeschlossen der »Puppenspieler«, den Bassermann in Berlin wundervoll gegeben haben soll. –
Auf Wiedersehen und herzliche Grüße auch von meiner Frau.
Dein
A.