Arthur Schnitzler an Hermann Bahr, 14. 9. 1918

|Dr. Arthur Schnitzler Wien, 14. 9. 1918
Wien XVIII. Sternwartestrasse 71
lieber Hermann, beigeschlossen mein neues Stück, das ich hiemit der Direction des Burgtheaters zu überreichen mir erlaube, ohne es vorläufg einzureichen. Über die Gründe dieser feinen Unterscheidung reden wir, sobald du es gelesen hast. Zur äußeren Geschichte: Milenkovich hat die Entscheidg so lange hinausgezogen, daß ich mir das Stück wieder zurückerbat. Reinhardt führt es (Contract) bis spätestens 28. Feber 1919 auf. An Franckenstein hab ich’s |von Partenkirchen aus vor meiner Abreise (am 10. d.) gesandt. Im übrigen hat noch keine Theaterleitung Einsicht in das Mscrpt erhalten. Dies sind Correcturbogen; das Buch ist noch nicht fertig.
In jedem Fall freu ich mich dich bald wiederzusehen, sei es bei mir oder in Deinem Bureau. Grüße an Andrian und Michel.
Von Herzen Dein
Arthur
    Bildrechte © Oriel Leibzon, Israel

    zurückerbat] siehe A. S.: Tagebuch, 4. 3. 1918

    Contract] Der Vertragsentwurf vom 20. 12. 1917 ist abgedruckt in: Der Briefwechsel Arthur Schnitzlers mit Max Reinhardt und dessen Mitarbeitern. Herausgegeben von Renate Wagner. Salzburg: Otto Müller Verlag 1971, S. 81. Die Aufführung von Die Schwestern oder Casanova in Spa verzögerte sich bis zum 7. 2. 1921, dann nahm das Theater von dem Plan einer Inszenierung Abstand.

    Franckenstein … gesandt] Am 10. 9. 1918 reiste Schnitzler von Partenkirchen nach München, wo Clemens von Franckenstein das Nationaltheater leitete. Am 22. 9. 1918 telefonierte dieser Schnitzler eine Absage, da das Stück Die Schwestern für manche zu anstößig wäre.