Arthur Schnitzler an Richard Beer-Hofmann, 2. 7. 1894

|Herrn Dr. Rich. Beer-Hofmann

|Lieber Richard,

das Cachenez hoffentlich nach Wunsch besorgt. Stoll schickt’s noch heute, nimmt es auf Verlangen auch wieder zurück; ich finde es sehr schön, was keine Suggestion sein soll. –
|Gratulation schicken Sie in die Frankgasse, und, wenn Sie die Braut kennen, auch auf den Lobkowitzplatz. –
Ich dürfte 13., 14., 15. nach Ischl kommen, bleibe bis 20. und denke dann mit Ihnen u Bahr, der uns abholt, nach Salzburg zu fahren, |wohin auch Hugo von der Fusch aus kommen wird. Ich denke, so ist’s gut? –
Hugo war Freitag früh auf der Durchreise von der Salesianergasse nach Döbling bei mir. –
Was macht der Götterliebling? – Ich bin nicht un|fleißig. Paul Schulz und die Kapper’s lassen Sie nur alle wie sie sind – wenn wir alle Menschen ändern könnten wie wir wollen, so würden sie uns – schrecklich zuwider werden. (Denken Sie nicht drüber nach; es ist aussichtslos. Der obige Satz ist nemlich |in mannigfacher Weise zu beenden.)
Neulich waren Fels und Korff auf einmal bei mir. –
Ich zerbreche mir den Kopf, warum Sie mir geschrieben haben; ob wegen Kapper oder wegen Schulz oder wegen meines Bruders? – Einen Augenblick hatte ich nemlich den schändlichen Ver|dacht, dß – das schwarze, schwere, weiche, matte Cachenez – Ihres Briefes »erste Schuld und Ursach« wäre. (Kommt nirgends vor. Wenn man sich schämt, macht man Anführungszeichen.)
Leben Sie wohl. Ich freue |mich nicht aufs Siegeln, obwohl ich mehr Grund dazu habe wie Sie. –
Schreiben Sie mir bald wieder. Herzlichen Gruß
Ihr
 Arthur
2. Juli 94. Wien
    Bildrechte © Beinecke Rare Book and Manuscript Library, Yale