Lieber Herr Doctor, für Ihre so freundlichen Worte haben Sie herzlichen Dank! ich freue
mich, dass meine Stimme
neulich, trotz des unbehaglichen und ungünstigen Raumes, doch
halbwegs gut geklungen hat.
An jenem
Abend im Volksheim habe
ich zum überhaupt ersten Mal öffentlich gesungen, und habe damals weder meine Stimme
noch meine Nerven beherrschen können. Hätt ich nur damals schon bei Herrn
Kammersänger
Steiner studiert! mir wäre
mancher Umweg erspart geblieben.
|Es wird Sie wahrscheinlich interessieren, denke ich, dass
Arthur wieder glücklicherweise in’s Arbeiten
gekommen ist, – er hat mir am
Ostermontag eine neue
Novelle im Umfang von »
Frau Beate«
vorgelesen, – eine ebenso
grosse ist, seit Monaten
fertig, – und
nehmen Sie mir’s nicht übel, wenn ich
beide – so verschieden sie sind, – sehr schön finde.
Seien Sie herzlich gegrüsst – hoffentlich hören wir bald wieder von Ihnen!
Ihre
OlgaSchnitzler
3. Mai 1916.