Lieber verehrter Herr Doktor, ich danke Ihnen sehr für Ihre guten
Worte; dass dieses
Werk, eigentlich aus
Zorn und Qual geboren, mir nun Liebe gerade der Besten gewinnt, bezeugt mir die
Notwendigkeit dieser Erbitterung, die ich lange selbst wie eine sinnlose Verstörung
empfand. Vielleicht hat die Verwandlung die Leidenschaft gelöst und damit auch das
Leiden erlöst: ich fühle mich jetzt freier, so sehr ich äusserlich noch gebunden
bin.
|Es wäre nur ein menschliches Bedürfis,
Sie und Ihre verehrte Frau
Gemahlin wieder einmal sehen zu dürfen. Aber ich lebe ganz im Ungewissen.
Vor 6 Wochen hat das
Auswärtige Amt für mich um einen
Urlaub nach der
Schweiz gebeten, wo ich einige
Vorträge halten soll. Das
Kriegsministerium, das jeden
Filmschapsel und Operettengaukler willig entliess, hat in sechs Wochen nicht geruht,
darauf Antwort zu geben, der Vortrag wartet auf mich und ich weiss nicht, ob ich darf
oder nicht. Freilich: ich rühre nicht einen Finger, weil es mir zu kläglich scheint,
nach drei Jahren Dienst um so einen Atemzug Freiheit noch bittlich zu werden: aber
ich hänge jetzt in der Luft und weiss nicht von heute auf morgen.