Stefan Zweig an Arthur Schnitzler, [5. oder 6. 10. 1910?]

Sehr verehrter Herr Doktor,

als Sie Ihr schönes Haus bezogen und ich es zum erstenmal sehen durfte, sagte ich Ihnen von dem kleinen Schmuckstück, das ich mir dafür ausgedacht hatte. Es sollte der Hausspruch von Goethe in seiner Handschrift sein, und wirklich glückte es mir, ihn zu erlangen.
Nun ist er freilich nicht ein Edelspruch Goethes, sondern eher einer wo sein Genius geschlafen hat: aber immerhin, nehmen Sie nur die erste Zeile davon als den Wunsch eines Erlauchtesten für Ihr Haus und |möge er sich – aber nur die erste Zeile! – erfüllen. Ich hätte ihn rahmen lassen, wüsste ich, wie und wo Sie ihn placieren wollten: nehmen Sie ihn nun so als einen Dank für Vieles, für das Schöne, das ich von Ihnen mit vielen andern aus Ihren Büchern, für das Schöne, das ich von Ihnen allein durch Ihr Manuscript, Ihr Bild, vor allem aber manches gute Gespräch und Ihre Güte empfangen habe.
In herzlicher Liebe und Verehrung Ihr getreuer  Stefan Zweig
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