Arthur Schnitzler an Hugo von Hofmannsthal, 4. 10. 1910

|Dr. Arthur Schnitzler 4. 10. 1910.

Mein lieber Hugo.

Mein Telegramm hat Sie hoffentlich noch in München erreicht. Es war mir nicht möglich eine telephonische Verbindung mit Rosenbaum zu bekommen. Bald war er auf der Probe, bald hat sich überhaupt niemand gemeldet. Berger selbst war verreist und bis gestern noch nicht zurückgekehrt. So habe ich also Ihren Besetzungsvorschlag an die Direktion schriftlich mitgeteilt und mich zugleich damit sehr einverstanden erklärt. Im übrigen lag Ihrem Brief kein Besetzungsvorschlag des Burgtheaters bei; Sie schreiben von Tressler für den Claudio, was wirklich lächerlich wäre. Wie sonst die Rollen hätten verteilt werden sollen, weiss ich nicht, nur dass die Bleibtreu für den Tod in Aussicht genommen war, hatte ich schon früher gehört, ohne für diese Idee sehr eingenommen zu sein. Ich hoffe übrigens Sie haben sich auch persönlich an die Direktion gewandt, was ich doch jedenfalls viel wirksamer fände als meine Intervention, so gern ich immer dazu bereit |war und bin. An dem Oedipus haben Sie hoffentlich in München viel Freude gehabt. Hier schicke ich Ihnen also »das weite Land«, das ich bitte noch durchaus als Manuscript zu behandeln.
[handschriftlich:] Auf baldiges Wiedersehen.
Herzlichst Ihr
 Arthur
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