Ich danke Ihnen für Ihren lieben Brief und freue mich, daß Alles glücklich vorüber i
st und daß Sie wieder
gene
sen
sind. Jetzt
sollen Sie
sich einen
schönen Sommer machen und Liebe
und Natur und alle Herrlichkeiten der Welt genießen. Dann wird auch eines Tages das
kleine Haus in
Döbling kommen, mit
Arthur, mit Kindern und mit
|son
st noch all’ dem
Guten, das darin
sein
soll. Die Haupt
sache i
st,
sich leben zu la
ssen, –
vorausge
setzt, daß man auf der rechten Bahn i
st. Und ich denke, Sie
sind darauf.
Auch haben Sie Recht, daß Sie sich fürs Erste nicht viel um Ihre Kunst kümmern. Nur
leben, leben, leben! Es hat, weiß Gott, mehr Sinn, sich lieb zu haben, als Theater zu spielen. . . . .
Ich werde Ende Juli, Anfang Augu
st nach dem
Wörther See |gehen. Denn ich will ruhig
sitzen, mich von der
Sonne be
scheinen la
ssen und kalt baden. Herumrei
sen kann ich nicht – vor Allem, weil
ich kein Geld habe. Wenn wir uns al
so
sehen wollen, mü
ssen Sie auch nach dem
Wörthersee kommen. Kommen Sie nicht,
so
sehe ich
Sie hoffentlich auf der Rückrei
se in
Wien. . . . .
Liebes Fräulein und liebe Freundin, ich danke Ihnen für alle die guten Worte, mit
denen Sie mir zu
sprechen. Sie haben mir wohl gethan, denn ich bin fürchterlich
herunter.
|Phy
si
sch: denn ich habe mir in die
sem
Winter zuviel zugemuthet, habe mein Gehirn über
spannt, und meine Nerven wollen gar
nicht mehr mit. Morali
sch: denn ich habe einen Ekel vor meinem Beruf und vor meinem
Leben, den ich Ihnen mit Worten überhaupt nicht begreiflich machen kann. Ich hätte
Ihnen gern mehr und auch heiterer ge
schrieben. Aber es geht nicht. Grüßen Sie
Arthur, das Fräulein
Liesl (der ich demnäch
st
schreiben werde) und
seien Sie
selb
st vielmals und
herzlich
st gegrüßt von Ihrem ergebenen
Dr. Paul Goldmann.