Paul Goldmann an Arthur Schnitzler, 10. 2. 1915

10. 2. 15.

Lieber Arthur,

Ich Danke Dir herzlich für Dein Glückwunschtelegramm, das mich aufrichtig erfreut hat.
Die guten gemeinsamen Stunden, die Du erwähnst, – auch ich habe sie nicht vergessen. Wie könnte ich auch? Sie sind ein wesentlicher Teil meines Lebens u. gehören |zum Besten, das es enthält.
Zwei Lebenswege, die lange gemeinsam verlaufen sind, haben sich getrennt, – zwei Menschen, die sich lange nahegestanden, haben sich von einander entfernt. Wen trifft die Schuld? Vielleicht gibt es da überhaupt keine Schuld, sondern nur ein Gesetz der Entwickelung.
Aber die Vergangenheit |bleibt bestehen. Und sie hat soviel versöhnende Kraft durch die Fülle des Guten, das sie enthält! Ich danke Dir, daß Du sie angerufen, – danke dem Freunde langer Jahre für alles, das er mir gegeben, – u. danke Dir von Herzen, daß Du mir auch heut noch eine freundliche Gesinnung bewahrst. Auch bei mir hat diese Gesinnung alles Trennende überdauert; |u. an der Aufrichtigkeit, mit der ich Dir Gutes wünsche, hat sich bei mir niemals etwas geändert u. wird sich niemals etwas ändern.
Mit herzlichem Gruß
Dein
 Paul Goldmann.
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