Paul Goldmann und Theodore Rottenberg an Arthur Schnitzler, 18. 8. [1903]

|Palast Hotel Lido
Riva
am Gardasee
Gleiche Direction:
Grand Hotel Lavarone – Lavarone
(1200 m. ü. M., Saison Juni bis October) Riva, 18. August 1903

Mein lieber Freund,

Hoffentlich hast Du meine heutige Depesche noch erhalten. Wir müssen heut von hier fort. Die Gründe werden wir Dir mündlich sagen, und Du wirst sie begreifen. Wir hätten uns Beide unendlich gefreut, Dich hier zu sehen, hoffen aber, das Versäumte in Trient  oder Lavarone nachzuholen. In Trient bleiben wir bis morgen Mittag (Hotel Carloni), dann Lavarone (Grand Hôtel Central)
|Sei uns nicht böse! Und komme uns so bald als möglich nach!
Tausend Grüße!
Dein
 Paul Goldmann
[handschriftlich Theodore Rottenberg:] Viele herzliche Grüße, hoffentlich können Sie sich die Gründe denken u kommen uns gleich nach! –
    Bildrechte © Deutsches Literaturarchiv, Marbach am Neckar

    heutige Depesche] Gemeint sein dürfte das Telegramm vom Vortag: Paul Goldmann an Arthur Schnitzler, 17. 8. 1903. Goldmann dürfte davon ausgegangen sein, dass Schnitzler erst am 18. 8. 1903 nach Madonna di Campiglio kommen würde, womit sich das »postlagernd« auf dem Telegramm erklärt. Schnitzler war aber zum Zeitpunkt des vorliegenden Schreibens bereits auf dem Weg nach Riva, wo sie sich am selben Tag noch trafen und miteinander soupierten. Die Abreise von Goldmann und Rottenberg dürfte also erst am Abend stattgefunden haben – oder gemeinsam mit Schnitzler am Folgetag. Vermutlich war dieses Schreiben bereits in Riva in Schnitzlers Unterkunft hinterlegt, als sie aufeinandertrafen.

    Gründe] Rottenberg war verheiratet. Es dürfte eine ihnen bekannte Person ebenfalls in der Stadt gewesen sein und sie fürchteten Tratsch, vgl. Paul Goldmann und Theodore Rottenberg an Arthur Schnitzler, 29. 8. 1903.

    Trient … Mittag] Das verschob sich um einen Tag: Schnitzler fuhr entweder mit den beiden am 19. 8. 1903 gemeinsam nach Trient oder holte sie dort ein. Die gemeinsame Weiterreise fand dann am 20. 8. 1903 statt.