Paul Goldmann an Arthur Schnitzler, 23. 7. [1903]

Berlin, 23. Juli.

Mein lieber Freund,

Unsere Briefe haben sich gekreuzt. Wenn »sie« mit mir kommt (was noch sehr ungewiß ist), werde ich wohl so zwischen dem 5. und 10. August in Wien eintreffen, um von da nach Tirol weiterzufahren. Bist Du dann noch in Wien? Kommt »sie« nicht mit, so gehe ich vielleicht nach Marienbad zur Kur.
Bitte nochmals: empfiehl’ mir |eine schön gelegene, kühle und billige Tiroler Sommerstation, wo man nicht allzusehr unter Beobachtung steht. Richard widerräth Eppan als zu heiß.
Warum regst Du Dich über die Indiskretionen der Zeitungen so auf? Das sind doch die natürlichen Begleiterscheinungen der Berühmtheit. Wenn man so in der Öffentlichkeit steht, wie Du, muß man sich |auch gefallen lassen, daß die Öffentlichkeit sich mit Einem beschäftigt. Ich finde darum die Zeitungen gar nicht so »widerlich«. Und schließlich: was schadet es auch, daß sie melden, was doch bald wahr sein wird. Sei nicht so nervös, mein lieber, alter (entschuldige!) Freund!
Grüße Olga und Heinrich und sei selbst vielmals und herzlichst gegrüßt von Deinem
Paul Goldmn
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