Von den Aufführungsplänen
Brahms weiß ich nichts. Vielleicht kann ich etwas durch die
Triesch erfahren, die ich die
ser Tage
sehen werde. Da aber
Brahm ein an
ständiger Men
sch i
st,
halte nehme ich
sicher an, daß er Dir Wort halten wird.
Ich hoffe, Du komm
st bald. Ich
sehne mich
schon
sehr danach, mit Dir zu
sprechen. Ich leide
|ganz unbe
schreiblich, weil zu dem Bewußt
sein der
verlorenen Liebe ein marterndes Bewußt
sein der Schuld hinzu kommt. Ich
mußte die
se
Frau heirathen,
schon aus Ehrenpflicht, – trotz aller Bedenken wegen ihrer
Verläßlichkeit. Und dann paßte
sie zu mir und liebte mich. Und ich
suchte nach einer
reichen Parthie! Als ob die Heirath ein Ge
schäft wäre! Oh ich verblendeter Thor!
Jetzt i
st
|Alles aus.
Sie liebt den
Andern, geht in ihm auf, findet
selb
st in
seiner Krankheit, die ihn pflegebedürftig macht, ein
w Band, das
sie fe
sselt, – von
seinem Reichthum, der ihr jeden Wun
sch erfüllen
kann, ganz zu
schweigen! Und er
spielt
die jetzt die
leichte und dankbare Rolle des unendlich Guten und Nach
sichtigen, – eine Rolle, die
nach meiner Brutalität von
selb
st gegeben i
st. Ich habe die
se
Frau, die mich wahrhaft liebte, wie eine
|Dirne behandelt (freilich nicht ohne Grund, denn
sie hatte immer etwas Dirnenhaftes in
sich), –
de er behandelt
sie wie eine
Heilige. Das wirkt; und
so bin ich läng
st er
setzt, und alle meine flehenden,
sehn
süchtigen, reumüthigen Briefe bleiben ohne Antwort. Ich
sehe täglich mehr, was
ich verloren habe. Wie
soll ich da einen Er
satz finden? In der nüchternen, kalten
Stadt, in der ich lebe! Und die
ser Tage bin ich 38 Jahr
e geworden!
Viele treue Grüße, auch an
Olga! Dein
Paul Goldm