Ich habe Wochen ver
streichen la
ssen mü
ssen, ehe ich für Deinen lieben Brief, der mich
ganz be
sonders erfreut hat, weil er
so viel Schönes über Dich
selb
st enthielt, auch
nur danken konnte. Eine das gewöhnliche Maß noch weit über
steigende Häufung von
Arbeit (Du wir
st
sie ja
selb
st in der
N. Fr. Pr.
beobachtet haben) war die Ur
sache. Hier in
Frankfurt, wo ich, meiner Gewohnheit gemäß, die Zeit von Weihnachten bis Neujahr
verbringe, finde ich endlich die
|Muße, Dir zu
schreiben. Freilich, der ausführliche Brief, den ich plante, kommt wieder nicht zu
Stande. Und das ge
schieht deshalb nicht, weil ich
so Fürchterliches hier erlebe, daß
ich nicht fähig bin, zu
schreiben. Meine Beziehungen zu der
Frau, die Du kenn
st, haben in die
sen Tagen
ihr Ende gefunden. Durch meine Schuld: Denn als ich vor drei Monaten allerlei Klat
sch
über
sie erfuhr,
stieß ich
sie fort. Sonst i
st
sie immer wiedergekommen. Diesmal aber
habe ich ihr offenbar
schwer Unrecht gethan. Und das Schlimm
ste: es war ein
Tröster bei der Hand.
Ge
stern erhielt ich den Ab
schiedsbrief: »Lebe wohl!
Du ha
st
schlecht an mir gehandelt! Ich kann Dir nicht verzeihen. Ich habe einen
Besseren gefunden!«
Lieb
ster Freund! Verzeih’ mir, daß ich Dir nicht mehr, – daß ich Dir nicht über Dich
schreibe. Ent
schuldige mich auch bei
Olga, der ich von
hier aus für
ihren lieben Brief danken wollte.
Ich wün
sche Euch
Beiden ein
glückliches neues Jahr!