Paul Goldmann an Arthur Schnitzler, 10. 11. [1902]

Berlin, 10. November.

Mein lieber Freund,

Ich habe fürchterlich viel zu thun u. komme erst heut dazu, Dir vielmals für den Ausschnitt aus dem N. W. T. und Deinen lieben Brief zu danken.
Die guten Nachrichten von Olga und Deinem Sohne haben mich sehr erfreut. Grüße sie alle Beide recht herzlich. Wie denkt Heinrich Schnitzler über Gerhart Hauptmann?
Mit Brahm wirst Du wohl |inzwischen einig geworden sein. Er hat sich in der letzten Censur-Affaire recht männlich und sympathisch benommen.
Sudermann mischt in seinen Artikel Wahres mit Albernem. Was er über den Gebrauch des Wortes »unliterarisch« sagte, war sehr richtig. Auch die gaminerie unseres Freundes Kerr, die er in seinem letzten Feuilleton anführt, war recht garstig. Vieles aber ließe sich leicht widerlegen.
|Hast Du den »Brief« von Hoffmannsthal gelesen, der vor einigen Wochen im »Tag« erschienen ist?
Gestern Nachmittag kam ich endlich dazu, Liesl in ihrem Boudoir zu besuchen. Sie wohnt recht ärmlich, das arme Ding, – aber sie issehr vergnügt und spielt sogar schon größere Rollen.
Ich bin wieder einmal durch Verschiedenes (Schlaflosigkeit, nervöse Störungen) sehr |niedergedrückt. Daher für heut nur diese wenigen Zeilen.
Laß’ bald von Dir hören und sei vielmals und herzlichst gegrüßt von
Deinem
 Paul Goldm
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