Paul Goldmann an Arthur Schnitzler, 6. 10. [1902]

|Dessauerstrasse 19
Berlin, 6. Okt.

Mein lieber Freund,

Mit Lindau stehe ich gegenwärtig sehr schlecht. Die Gründe erzähle ich Dir mündlich. Ich kann ihm also das Stück einstweilen nicht einreichen. Aber wie Lindau schon ist, kann sich die Situation rasch ändern; und dann stehe ich selbstverständlich zu Deiner Verfügung.
Felix habe ich Deine Antwort |übermittelt; er sandte mir ein ganz beglücktes Telegramm.
Fulda ist bös durchgefallen.
Kann ich die Musset-Übersetzung dem Volkstheater einreichen? Mit Schlenther will ich nichts zu thun haben.
Ist Olga wieder ganz gesund?
Ich denke auch, die »Zeit« wird sich noch sehr gut machen. Die N. Fr. Pr. frohlockt zu früh. Viele treue Grüße!
Dein
Paul Goldm
    Bildrechte © Deutsches Literaturarchiv, Marbach am Neckar

    Stück] Von welchem Stück die Rede war, ist ungeklärt. Es dürfte sich nicht um Der Schleier der Beatrice gehandelt haben, da Paul Lindau bereits in einem Brief an Schnitzler vom 11. 9. 1900 das Stück für das Berliner Theater abgelehnt hatte (vgl. Cambridge University Library, B 60). Eventuell handelte es sich um das zum Zeitpunkt noch nicht fertiggestellte nächste Stück, Der einsame Weg, an dessen viertem Akt Schnitzler zuletzt gearbeitet hatte.

    Felix] siehe Paul Goldmann an Arthur Schnitzler, 2. [10. 1902]

    Fulda] Ludwig Fuldas dreiaktiges Lustspiel Kaltwasser hatte am 5. 10. 1902 die Uraufführung am Berliner Lessing-Theater.

    Musset-Übersetzung] Alfred de Musset: Man soll nichts verschwören. Aus dem Französischen von Paul Goldmann. Frankfurt am Main: Rütten & Loening 1902. Die Uraufführung des Stücks in der Übersetzung Goldmanns fand am 5. 3. 1903 im Deutschen Landestheater in Prag statt. Eine Aufführung am Wiener Volkstheater fand nicht statt.

    Olga wieder ganz gesund] siehe Paul Goldmann an Arthur Schnitzler, 2. [10. 1902]

    »Zeit«] siehe Paul Goldmann an Arthur Schnitzler, 16. 9. [1902]

    N. Fr. Pr.] In welcher spezifischen Weise bei der Neuen Freie Presse in den ersten zwei Wochen nach dem ersten Erscheinen der ersten Nummer der Tageszeitung Die Zeit Entspannung eingetrat, ließ sich nicht ermitteln. Siehe auch Paul Goldmann an Arthur Schnitzler und Olga Gussmann, 7. 7. [1901].