mein lieber Hugo, Ihren Brief hab ich mit meiner Antwort
zugleich an
Bahr ge
schickt; habe mich
gleichfalls gegen monatliche Verpflichtung verwehrt, mich aber zu gelegentlichen
die Monatsrate über
steigenden Beiträgen bereit erklärt. Ich fand den Brief der
Frau
D. von einer bemerkenswerten
Taktlo
sigkeit.
Leider bin ich nicht mehr dazu geko
mmen, Sie vor
Ihrer Abrei
se zu
sehn; die Um
|zugspräparationen
hatten begonnen; nun
sind die
Meinen natürlich
schon geraume Zeit herin; nur fehlen
leider vorläufig die mei
sten Möbel, wie das im
Wiener Lieferantenwe
sen nun einmal nicht anders
sein kann. Aber es
genirt nicht be
sonders, u ich bin recht froh, da
ss wir
so nah von einander
sind.
Mit dem
Stück bin ich etliche
Male
stecken geblieben; heut i
st die Arbeit
seit längerer Zeit das er
ste Mal
wieder be
sser gegangen, und ich werde wohl zu
|Ende
kommen – wenn auch nicht in die
sem Moment. Ich
schreibe das Stück nun bis zum
Schlu
ss und halte es
selb
st
↓nur↓ für eine
sehr
ausführliche Skizze. Wenn dann einige Auftritte fertiger
sind als ich geahnt,
soll es mich angenehm überra
schen. Keinesfalls
setz ich mir einen Termin. –
Hans hab ich anläßlich des
Leichenbegängni
sses von
Richard’s
Vater ge
sehen, und habe
viel Sympathie für ihn. –
Anfang näch
ster Woche denke ich nach
Berlin zu
fahren; für acht Tage etwa.
|Brahm scheint plötzlich von Stücken
so über
schwemmt
zu werden, da
ss die liebe
Beatrice wieder unter den Ti
sch fallen wird. Aber ich denke, unterm Ti
sch wird der
Loewenfeld sitzen. –
– Die
Leb. St. kommen im
März mit
der
Sandrock am
Volksth. zur Aufführung. –
Ich bin
schon
sehr ge
spannt von Ihnen zu hören. Ich ver
spreche mir für Sie von
dem
römischen Aufenthalt unendlich viel. La
ssen
Sie
sich nur nicht ver
stimmen, wenn
|Arbeitslu
st u
kraft nicht gleich wieder da
sind. Denken Sie nur was »Production« für ein
unfaßbares, unmeßbares und unbegreifliches Ding i
st – wie wir zuweilen
schaffen,
ohne es zu bemerken u ein andres Mal (mir geht es öfters
so!) in aller
Ge
schäftigkeit
so gut wie nichts gelei
stet haben. – Da
ss das »Aufge
schriebene«
das einzige ist, was von den Ferner
stehenden controlirt werden ka
nn,
sollte uns nie verwirren. Für die
|andern werd ich gewi
ss nie ein Dichter
sein wie ich
es vor 3 Jahren einmal auf einem ein
samen Spaziergang von
Wiesbaden nach
Biberich und heuer im Sommer zehn oder gar zwanzig Minuten auf dem Lichtenstein war – Und das »übrig bleiben« ka
nn doch wohl kein
Criterium sein. In hundert – oder zehntau
send oder
siebzigtau
send Jahren i
st gar nichts
|übrig.
Aber das führt ins allgemeine, und da weht einem die Luft zu kalt um die
Ohren.
Schreiben Sie mir bald. Ich grüße Sie herzlich
Ihr
A.