Lieber Arthur, in dieser Welt geht garnichts vor, und es ist ganz
gleichgiltig, ob man jetzt in
Iglau lebt oder
auf dem
Nordcap ist. Auf dem
Nordcap ist’s besser, da ist das Ganze. Von grossen
Ereignissen hab ich Ihnen nur zu melden, dass Frau
Seiler-Willborn plötzlich gestorben ist, ferner dass man in
Ischl nächstens Ihre »
Liebelei« aufführen wird, doch dürfte sie weder der eine noch der andere
Unglücksfall zu sehr erschüttern. Diesen
Sonntag bin ich in
Ischl gewesen, vielmehr in
Aussee, denn ich fuhr gleich in der Früh mit Frl.
M. |dahin. Es schüttete in
Strömen und wir blieben den ganzen Tag bei Frau
Mitterwurzer. Ich gehe nun doch nicht ins
Ampezzothal. Meine Adresse vom
1.–
7. Aug. ist
jetzt
Ischl, von da an
München bis zum
12. und von da ab
Salzburg bis zum
20. Aug. Wir fahren
wie Sie daraus sehen von
Salzburg per Rad nach
München, von da über
Schliersee,
Tegernsee
nach
Innsbruck und von dort nach
Salzburg. Das ist Alles. Indessen bin ich ununterbrochen zu
Hause, lese und arbeite.
Zeitlin hat keinen
Preis bekommen,
Popper, der mit einer
geradezu herrlichen Gruppe »
Adam und Eva« um
den
|Rompreis concurrirte,
wurde mit dem Specialschulpreis abgefunden. Ich schrieb einen
Leitartikel über die Zustände an der
Akademie, musste aber zahm sein, da man in kein Wespennest stechen will.
Doch denke ich mich in der
Frankft. Ztg.
weitläufiger über die Sache auszulassen. Dass
Edmond de Goncourt tot
ist, werden Sie vielleicht schon erfahren haben. Er starb in dem
Schloße von
Daudet. Die
Wiener
Schornalisten, welche die letzte
Flegelei Nordau’s als Quelle über
Goncourt benützten, schrieben in guten Notizelach, er sei der populärste und
platteste |Schriftsteller
Frankreichs gewesen. Herr
Ohnet würde sich freuen. Nach seinem Testament wird eine »
freie Akademie« gegründet, deren Präsident
Daudet ist, und deren einzelne Mitglieder
eine Rente von 6000 Frcs aus dem Vermögen
Goncourts erhalten.
Diese Lust der Franzosen nach Vereinigungen und ihr Verlangen, dass die Berühmtheit
durch Zeremonien bestätigt werde, hat etwas, wenn auch nicht viel von unseren »hohen
Orden«, der freilich schöner ist. Schon deshalb weil er nicht exisitiert. Schreiben
Sie bald und grüßen
Richard. Die Zeitungen
schicke ich Ihnen nun schon nach
Kopenhagen.