Felix Salten an Arthur Schnitzler, 7. 8. 1894

|Wien, 7. VIII. 94

Lieber Arthur,

I. Process ist neuerdings vertagt.
II. Wie ich Ihnen auf meiner Karte nach Salzburg berichtet, lebt H. M. bei ihren Eltern, welche bis zum 1. d. M. Alserstrasse 42 wohnten, aber übersiedelt sind. Ich konnte damals die neue Adresse nicht ermitteln, habe sie jedoch heute erfragt. H. M. wohnt: Hernals, Veronikagasse 25, II. Stock Thür 19.
III. Heldentod ruht.
IV. Confirmandin geht langsam vorwärts, doch war ich in diesen |Tagen durch Besuch aufgehalten.
V.  . . . . . . . . . . !!
Herzlichst
Salten.
    Bildrechte © University Library, Cambridge

    Process] Es dürfte sich um den zweiten Prozess gegen Saltens Partnerin Charlotte Glas handeln. Der erste hatte wenige Tage zuvor, am 25. 7. 1894, stattgefunden. Bei einer Versammlung am 1. 5. 1894 hatte sie einen Hochruf auf die »internationale revolutionäre Sozialdemokratie« ausgerufen. Die Verwendung des Wortes ›revolutionär‹ wurde ihr als umstürzlerisch zur Last gelegt worden. Der Richter verurteilte sie zu 14 Tagen Arrest, die sie Mitte September 1894 absolvierte, vgl. Felix Salten an Arthur Schnitzler, [11. 9. 1894]. Am 30. 11. 1894 wurde sie dann neuerlich in Steyr für ein ähnliches Vergehen zu einem weiteren Monat verurteilt. Diesen Arrest trat sie am 15. 1. 1895 in Wien an, vgl. Felix Salten an Arthur Schnitzler, [14?. 1. 1895]. Zu diesem Zeitpunkt war sie bereits mit dem gemeinsamen Kind mit Salten schwanger.

    Karte nach Salzburg] Nicht erhalten. Schnitzler war zwischen 1. 8. 1894 und 5. 8. 1894 in Salzburg. Schnitzler hatte sich für Goldmann bei Salten um Informationen zu Hilda von Mitis erkundigt, vgl. Paul Goldmann an Arthur Schnitzler, 29. 7. [1894].

    Heldentod ruht] Saltens Novelle Heldentod wurde im Jahr darauf publiziert: Felix Salten: Heldentod. In: Wiener Allgemeine Zeitung, Nr. 504, 1. 1. 1895, S. 2–3.

    Confirmandin] Die Novelle mit dem Arbeitstitel Die Confirmandin erschien Jahre später unter dem Titel Die kleine Veronika, Neue Deutsche Rundschau, Jg. 13, Nr. 12, Dezember 1902, S. 1285–1333.