|Lieber Arthur! Soeben bin ich für immer von der
»schönsten Pflicht des
Bürgers«
freigesprochen worden, und mir ist, als hätte ich eben mich selbst zum Geschenk
erhalten. Ich bin in einer so guten, leichten Stimmung, dass ich meine, man hätte
mir
in der Welt kein schöneres Präsent machen können. Der Aufenthalt |im Assentlokale mitten
unter diesen Anderen ist etwas e↓E↓ntsetzliches. Man ist wie diese hier, und wird als
dasselbe angesehen und behandelt wie der vertrottelte Schuster, besoffene
Maurergeselle, arrogante Commis ec. ec. 1529, – der Schuster – 1530 – der
Maurergehilfe, – 1531 – ich, 1532 – der Commis u. s. w. aber man kann niemandem einen
Vorwurf daraus machen, der Staat richtet |sich hierin nach der
Natur, die ja für uns nicht die Ehre hat, – Sie wissen schon, und die uns weder ein längeres Leben noch andere Nerven
gibt.– Der Maurergehilfe lebst↓t↓ sicher länger als ich, und der Commis wird mich vermutlich mit meiner
Geliebten betrügen, weil er eine vielversprechendere Nase hat als ich.
Auf der Herreise habe ich eine kleine Novelle erlebt, reizend sage
|ich Ihnen. Ganz ohne Handlung,
denn das Rendezvous auf der
Kettenbrücke werde
ich heute N. M. kaum einhalten. Es ist nicht mehr nothwendig. Ich kenn’
sie schon, also –
abtreten.
Leben Sie wol. Vielleicht erst Samstag
Abend Café Kremser
Herzlich Ihr
Felix Salten.