Ich fahre heut Mittag nach
Frankfurt. Wenn Du gekommen wäre
st,
so wäre ich er
st morgen gefahren. Ich bedaure
unendlich, daß ich Dich jetzt nicht
sehen kann.
Was Du mir über Olga schreibst, ist sehr erfreulich auch für mich, weil es ja, wie ich
weiß, Euren Wünschen entspricht. Ich wünsche von Herzen, daß die kritische Zeit
vorübergehen möge, ohne daß allzuviel Leiden und Aufregung. Ich hoffe↓denke↓, daß sich in Euer Beider Leben Manches freundlicher |und ruhiger gestalten wird, wenn diese Hoffnung sich
erfüllt haben wird. Gern würde ich Olga noch ein paar
Zeilen schreiben. Aber ich habe keine Minute und kann gerade noch rasch diesen Brief
fertigstellen, den Olga auch als einen an sie gerichteten
betrachten soll. Liebes Fräulein Olga, Ich wünsche Ihnen
von ganzem Herzen Glück. Und es wird Alles schon gut werden.
Wenn ich von Urtheilslo
sigkeit der
Wiener Freunde ge
sprochen habe,
so i
st wieder einmal mein Temperament mit mir durchgegangen.
Ent
schuldige den
schroffen
|Ausdruck! Daß
Du von »
Lebendigen
Stunden« mehr hält
st, als von der »
Frau mit dem Dolch«, kann
ich begreifen, da das er
ste
Stück Deinem Herzen eben näher
steht. Ich kann aber nicht ver
stehen, wie ein
objektiv denkender
Dritter Anderer
sich über die
voraus
sichtliche Bühnenwirkung der beiden
Stücke täu
schen kann. Es i
st klar, daß die »
Frau mit dem Dolch« der Erfolg des Abends
sein wird und daß die »
Lebendigen Stunden«, wenn nicht die Dar
stellung ein Wunder thut, fa
st
wirkungslos bleiben werden. Die »
Letzten Masken«
habe ich auch gele
sen – Ich
|konnte es nicht
sertigbringen, das
Buch auf
dem Ti
sch liegen zu la
ssen und bis zur
Première zu warten. Ich fand darin Gei
streiches und Feines, hatte aber nicht den
starken Eindruck, den ich erwartet hatte. Das eigentliche Drama wäre meiner An
sicht
nach doch gewe
sen, wenn der
Journalist dem
Schriftsteller ge
sagt hätte, was er ihm zu
sagen hatte. Dann wäre es
natürlich ein anderes Stück geworden; aber ich weiß nicht, ob
es nicht dram nicht ein
Dramatiker gerade die
ses
Stück hätte andere Stück hätte
schreiben mü
ssen. Im
Übrigen, die
Aufführung wird
lehren. . . .
Tausend Grüße, mein lieber Freund! Und frohe Feiertage!
Dein Paul
Goldmann
|Bitte,
schreib’ mir nach
Frankfurt:
Reuterweg 59, bei
Dr. Rosengart.