Paul Goldmann an Arthur Schnitzler, 20. 4. [1900]

|Dessauerstrasse 19
Berlin, 20. April.

Mein lieber Freund,

Ich danke Dir vielmals für den »Reigen«. Ich habe es in einem Zuge noch einmal durchgelesen. Köstlich, köstlich! Aber die Krone des Ganzen ist doch die Schauspielerin. Eine Figur von unvergleichlicher Komik. Ich habe mich geschüttelt vor Lachen. Wie schade, daß dieses Buch, das zu Deinen besten gehört, dem Publikum nicht bekannt werden soll! Druck und Ausstattung sind vornehm und geschmackvoll.
|Gestern sprach ich Gusti Gl. und sagte ihr, daß Du nach ihr gefragt hast. Sie antwortete, sie sei jetzt nicht in der Stimmung, aber sie werde Dir schon schreiben. Sieht übrigens angegriffen und gealtert aus.
Viele treue Grüße!
Dein
 Paul Goldmann
    Bildrechte © Deutsches Literaturarchiv, Marbach am Neckar

    »Reigen«] Schnitzler hatte einen Privatdruck des Reigen herstellen lassen, die Auflage betrug 200 Stück. Diese verschenkte er an Freunde, im Buchhandel war das Werk erst 1903 zu erstehen.

    noch einmal durchgelesen] Die erste Lektüre ist nicht belegt. Sie dürfte bei Goldmanns Aufenthalt in Wien im Oktober 1899 stattgefunden haben.

    nicht … soll] Schnitzler antizipierte damit den Skandal, den eine reguläre Veröffentlichung und nachmalige Aufführungen mit sich bringen würden.