Paul Goldmann an Arthur Schnitzler, [16./17.?] 9. [1897]

|Frankfurt 17. September.

Mein lieber Freund,

Übermorgen gehe ich nach Paris zurück. Ich gehe mit schwerem Herzen. Der Arbeit, die mich dort erwartet, fühle ich mich kaum mehr gewachsen; und niederdrückend ist das Bewußtsein, daß alle die harte Mühe nicht vowärts hilft und daß das einzige Resultat meiner Thätigkeit ist, mich von Jahr zu Jahr fortzufristen. Und darüber geht das Leben hin. Es war hier wieder die Rede davon, mich nach Berlin zu schicken, aber Gott weiß, ob etwas daraus wird.
Bitte, schreibe mir sofort nach Paris, wie es mit Richard Klein steht? Was weiß man |über den Grund des Selbstmord-Versuches? Wird er mit dem Leben davon kommen?
Bitte, frage auch Arthur Klein, ob ich nicht irgendwie in Paris mich des armen Burschen annehmen kann (wenn er noch dort ist). Ich höre, daß Frischauer in Paris mit dem Vater Klein verkehrt hat. Er könnte da vielleicht gegen mich gestänkert und den unglücklichen Zwischenfall, in den ich verwickelt war, lügenhaft |dargestellt haben. Suche doch der Sache auf den Grund zu gehen u., im Nothfalle, den Thatbestand richtigzustellen.
Ich begrüße Dich von Herzen
Dein
Paul Goldm
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