Fondateur M. L. Sonnemann.
Journal politique, financier,
commercial et littéraire.
Paraissant trois fois par jour. Paris, 16. Februar.
Mein lieber Freund,
Ich
stecke mitten in den
Kreta-Geschichten und kann Dir heut nur kurz meine Befriedigung über all’ das Beruhigende, das Dein
lieber Brief enthält, – und mein Entzücken über die Aus
sicht melden, Dich hier zu
haben. Es i
st vielleicht
sehr egoi
sti
sch, daß ich in all’ Deinem Kummer nur die große
Freude
sehe, die für mich herauswäch
st. Aber auch Dir wird
Paris gut thun, ich bin de
ssen
sicher.
|Du wir
st
hier Alles von fern und von hoch
sehen und wir
st leicht darüber hinwegkommen – im
Rau
sch eines
Pariser Frühlings.
Wir
st Du bald kommen? Es kann ge
schehen, daß ich
Anfang März oder Ende Februar
auf vierzehn Tage nach der
Riviera gehen muß, um Sai
son-Feuilletons zu
schreiben. Wenn ich Dir al
so Wohnung be
sorgen
soll, gib’ mir
umgehend schriftlichen oder telegraphi
schen Auftrag.
Und laß’ mich nur tüchtig für Dich arbeiten.
|Das
wird die er
ste
Pariser Wohnung
sein, die ich mit
Vergnügen
suchen werde.
Nun bleib’ aber auch bei dem Plan. Glaub’ mir, nirgends bi
st Du
so aus der Welt, wie
in
Paris. Daß Du zugleich zum Genu
sse der
Stadt komm
st, dafür laß’ mich nur
sor sorgen.
Grüß’ Dich Gott, Liebster! Laß’ Dich nicht von den äußeren Unannehmlichkeiten
niederdrücken. »Tout s’arrange« sagt einer meiner hiesigen Freunde, und das ist wahr. |Es gibt nur ein
wirkliches Unglück: Die Krankheit. Was von Menschen kommt, ist nicht gefährlich.
Dein treuer
Paul Goldmnn