Paul Goldmann an Arthur Schnitzler, 22. 3. [1896]

Fondateur M. L. Sonnemann.
Journal politique, financier,
commercial et littéraire.
Paraissant trois fois par jour. Paris, 22. März.
Bureau à Paris:

Mein lieber Freund,

Hab’ Geduld mit mir; Du hassie, und ich bin Dir von Herzen dankbar dafür. Das ist ein toller Arbeits-Monat. Es regnet Arbeit, alle Winde wehen Arbeit einher. Ich schreibe Artikel jeder Art über Gott und die Welt und Sonstiges. Sonst komme ich zu nichts. Jede Woche beginne ich mit dem Vorsatz: Nun werde ich ihm schreiben. Ihm bist natürlich Du. Und die Woche geht vorüber, und ich habe nicht geschrieben. |Auch bin ich krank. Mein Augenleiden wird ernst. Die Ärzte sagen, ich solle ausruhen. Haha! Und bei alledem denke ich fast jeden Tag an Dich, mit Besorgniß, und frage mich: Wie wird er das aufnehmen, daß ich ihm nicht schreibe? Nun weiß ichs und bin beruhigt. Diese Woche denke ich kann ich Dir doch den ausführlichen Brief schreiben. Neues weiß ich übrigens nicht. Die Übersetzungs-Angelegenheit stockt. Thorel und ich laufen uns nach und können |uns nicht treffen.
Dank’ für das Bulletin. Was macht das neue Stück? Was sagst Du zu Herzls  albernem Buche? Was macht Richard?
Grüß’ Dich Gott, mein lieber Freund!
Von Herzen
Dein
Paul Goldmann
    Bildrechte © Deutsches Literaturarchiv, Marbach am Neckar