Fondateur M. L. Sonnemann.
Journal politique,
financier,
commercial et littéraire.
Paraissant trois fois par jour.
Bureau à Paris: Paris, 6. Februar.
Mein lieber Freund,
Ich
schreibe Dir nicht nach
Berlin, weil ich nicht weiß, ob mein Brief Dich noch dort erreicht.
Al
so nochmals: innigen Glückwün
sch! Nun bi
st Du ganz und gar ein gemachter Mann.
Selb
st dem
skepti
schen und kalten
Berlin ha
st Du
gefallen. Jetzt wird das
Stück
durch ganz
Deutschland gehen
, und Du bi
st heut, in Deinen jungen Jahren, einer der
er
sten deut
schen Bühnendichter.
|Das war zwar Alles
vorauszu
sehen; aber es i
st doch herrlich, daß man es
er erleb
et. Mach’ Dir keine Sorge über die Zukunft. Dein Talent wird
sich immer
stärker
und
schöner entwickeln. Aber ich
setze den, wie Du
selb
st zugeben
wir
st
, etwas unwahr
scheinlichen, Fall, daß
Du Du fortan nur mehr lauter Stücke
à la Rudolf Lothar zu
stande bring
st,
so würde
selb
st das nichts machen. Du ha
st bereits ein Werk
ge
schaffen, das
|bleiben wird, und
selb
st wenn Du
gar nichts mehr
schriebe
st, hätte
st Du Deinen Platz in der deut
schen Literatur
ge
sichert. Ich meine al
so, Du kann
st ganz ruhig
sein
,
und kann
st die Zweifel zum Teufel jagen, wenn
sie kommen.
Es war
sehr lieb von Dir, mir noch kurz vor der
Première zu
schreiben. Deine
Berliner Per
sonal-Eindrücke halte ich nicht für
ganz zutreffend.
Harden mag
eine bestr ein be
strickender Men
sch
sein,
aber ein »Freier«
|i
st er nicht,
sondern ein Streber
ohne Moral und Gewi
ssen. Freilich ein großes Talent. Aber vielleicht muß man
so
sein?
Vielleicht i
st es Kraft, wenn man
so i
st? Die Schwachen, die hinten bleiben, kommen
dann mit der Moral, und das i
st vielleicht
sehr albern.
Ich habe ge
stern, mit Deiner Depe
sche in der Hand, einen Schritt beim »
Figaro« gethan, den ich mir für
einen den ent
scheidenden Moment
|aufge
spart hatte.
Da i
st es nämlich unendlich
schwer,
mit eine Notiz
anzubringen, weil die
Leute das
Bewußt
sein ihrer ungeheuren Publicität haben und gewohnt
sind, daß man
es ihnen zahlt. Nichtsde
stoweniger i
st es mir gelungen,
ein paar
Zeilen über Dich hineinzubringen, und das hat für die
Pariser Aufführungs-Projecte den größten Werth.
|Bitte, nimm eine Karte, adre
ssire
sie an
M. Jules Huret du
»Figaro«, Rue Drouot, Paris und
schreibe darauf etwas wie:
remercie bien vivement M. Huret de la n note, qu’il a eu
l’amabilité d’insérer au sujet de la représentation de »Liebelei« à Berlin. Anbei erhält
st Du den »
Figaro« (Theater-Rubrik). Ich bin
sehr
|stolz auf
meinen franzö
si
schen Styl.
Grüß Dich Gott, mein lieber Freund!
In Treue
Dein
Paul Goldmann.