Paul Goldmann an Arthur Schnitzler, 12. 1. [1895]

|Frankfurter Zeitung
(Gazette de Francfort).
Fondateur M. L. Sonnemann.
Journal politique, financier, Paris, 12. Januar.
commercial et littéraire.
Paraissant trois fois par jour.
Bureau à Paris:
24. Rue Feydeau.

Mein lieber Freund,

Lalo, vom »Journal des Débats«, war gestern bei mir. »Sterben« hat ihm ungemein gefallen, Richards Buch weniger (sags ihm aber nicht). Er hat ↓b↓estimmt versprochen, über Euch zu schreiben. Ob ers halten wird???
Bitte, schick’ mir Torresanis Adresse.
Hat Frl. Sandrock meine Briefe erhalten?
Franzosen, die kleine Geschichten schreiben, sind: Maurice Donnay, Paul Hervieu, |Georges d'Esparbès, Abel Hermant,  Henri Lavedan, Ferdinand Vanderem, Alfred Capus, François de Nion, Henry de Fleurigny, Georges Courteline, Jean Ajalbert, L. Xanrof, Jules Renard, Jules Bois, Jules Case, Paul Adam etc.
Wenn Du damit nicht genug hast, kannst Du mehr bekommen. Meistens sind sie recht mäßig. Die gegenwärtig aufgehende Saat ist nicht gut gerathen. Außer den verwöhnten Mode-Pinseln (Prevost, Hermant, Vanderem) kann man sie zum Übersetzen zweifellos |billig, meist umsonst bekommen. Man schreibt ihnen: Nous serions très-heureux d’obtenir l’autorisation de traduire . . . . . .  Cela servirait comme échantillon de vos œuvres pour vous introduire auprès du public autrichièn. So natürlich nur den Unbekannten. Die Bekannten setzen voraus, daß man in Wien nichts mehr liest, als sie. Oder aber man schreibt gar nicht. Wer kümmert sich in Paris um die Allgemeine Zeitung?
Herzlichst
Dein
 Paul Goldmnn
    Bildrechte © Deutsches Literaturarchiv, Marbach am Neckar

    schreiben] Nicht über Richard Beer-Hofmann, jedoch über Schnitzler und seine Novelle Sterben schrieb Pierre Lalo am 21. 3. 1895: P. L. [ = Pierre Lalo]: Au jour le jour. M. Arthur Schnitzler. In: Journal des débats, Jg. 107, 21. 3. 1895, S. 1.

    Nous … autrichièn.] französisch: Wir würden uns sehr freuen, wenn wir die Erlaubnis bekämen, . . . . . .  zu übersetzen. Dies würde als Kostprobe Ihrer Werke dienen, um Sie dem österreichischen Publikum bekannt zu machen.

    Allgemeine Zeitung] Seit Oktober 1894 war Felix Salten bei der Wiener Allgemeinen Zeitung engagiert, was einen möglichen Hintergrund für die Anfrage darstellt. Ob Schnitzler überlegte, sich selbst durch Übersetzungen einen Verdienst zu verschaffen, ist ungewiss.