Paul Goldmann an Arthur Schnitzler, 23. 8. [1893]

Directeur  M. L. Sonnemann. Paris, 23. August.
Journal politique, financier,
commercial et litteraire.
Paraissant trois fois par jour
Bureaux à Paris:

Mein lieber Arthur!

Ich könnte eigentlich jetzt schon fort. Aber eine unbezwingliche Geldverlegenheit hält mich noch zurück. Ich muß sehen, irgendwo noch ein paar hundert Frcs aufzutreiben. Wenn mir das gelingt, will ich Montag fortgehen. Aus verschiedenen Gründen will und muß ich auf ein paar Tage zunächst in die Schweiz. Du bist im Pusterthal, also nicht allzuweit davon. Könnten wir nicht die nächste Woche mitsammen |in der Schweiz verbringen? Wir träfen uns z. B. an einem der Tage der nächsten Woche irgendwo da unten, und ich reiste am Ende mit Dir nach Salzburg in der Richtung Wien zurück. Hältst Du diesen Plan für durchführbar, ssei so gut mir telegraphisch eine Nachricht nach Paris zu geben (Adresse: Goldmann, Paris, 75. Richelieu). Theile mir eine telegraphische Antwortadresse mit, und vielleicht wird auf diese Weise der kühne Plan zur Wahrheit. Ich warte jedenfalls auf Dein Telegramm noch Dienstag und Mittwoch, da ich nicht |weiß, ob Du meinen Brief rechtzeitig erhältst. In einem Tage können alle Verabredungen getroffen sein.
Folgendes ist ein Gerücht, für das ich nicht die mindeste Bürgschaft übernehme, da mein Gewährsmann ebensogut gelogen haben kann, um mir ein Vergnügen zu machen. Anderseits möchte ich es Dir doch nicht vorenthalten: Ein von Berlin zurückkommender College sagte auf meine Frage, er habe dort gehört, Blumenthal wolle das Schnitzlersche Stück im Herbst gleich nach dem von Skowronek aufführen. Nochmals: ohne jede |Garantie. Nur ein Möglichkeits-Spahn, um ihn mit Urlaubshoffnungen zu umspinnen. . . . 
Wird aus der Reise nichts, so erhältst Du nach 1. September Nachricht von mir in Wien.
Viele treue Grüße!
Dein
 Paul Goldmann.
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