[handschriftlich Arthur Schnitzler:] Mein lieber Hugo, Sie haben allerdings
Tizians Tod ge
schrieben, wir aber haben
soeben das Zi
mmer betreten, in welchem
Tizian geboren ward. Wir
sind nemlich in
Pieve di Cadore; heute früh von
Toblach mit un
seren Rädern abgefahren, und über
Cortina hieher – manchmal
|unter Hagel und Regen, und
keineswegs ohne da
ss uns die Zollbehörden anhielten. – Hier haben wir in den paar
Stunden un
sres Aufenthaltes viel Schönheit und Leben ge
sehen: blonde Kinder
1, die auf
steinernen Löwen
2 spielten, andre wieder, die »Mu
sikbande«
spielten
und wo der Kapellmei
ster
seine
sämtlichen auf
|Holz
stäben
und Löffeln mu
sicirenden Untergebenen jä
mmerlich
prügelte.
3 Ein altes Weib,
,4 das von Haus zu Haus ging und die kleinen Kinder kü
sste, ein Kerl, der zum
Fen
ster hinaus
schaute und dem Strümpfe
5 zum Mund heraushingen, mit welchen ich, wie
Salten meint, verbleiben
soll
|[handschriftlich Felix Salten:] lieber Freund! Die Fahrt durch die Pracht des
Ampezzo u
Cadore Thales
und der Aufenthalt hier haben gelehrt: Es genügt nicht, dass der Mensch den
Tod des Tizian schreibe, er muss auch Bicycle
fahren können. Ersteres haben Sie gethan, das Zweite bleibt Ihnen noch. Wir
allerdings haben beim zweiten angefangen, und das Schwierigere steht uns noch bevor,
was wir, wie Arthur meint, heute ’mal versuchen wollen.
Ein Jahr, nach dem Loris in
Strobl seinen Freunden
»
Tizians Tod« las.