Fondateur M. L. Sonnemann.
Journal politique, financier,
commercial et littéraire.
Paraissant trois fois par jour.
Mein lieber Arthur,
Anbei erhäl
st Du den »
Mercure de France«, wo
Henri Albert Dich gelegentlich wieder von Deinem Talente
spricht
(
S. 92). Was zahl
st Du uns eigentlich für die Reklame?
Ich danke Dir herzlich
st für die Über
sendung der beiden
Skizzen, komme er
st Ende der Woche dazu,
sie in Ruhe zu le
sen, und
schreibe Dir dann
sofort
darüber.
Albert sehe ich morgen und werde Dir dann berichten,
wie es mit Deiner
Übersetzung steht. Schicke ihm das Honorar, wenn Du kann
st, gleich, an
seine
|Adresse, ohne weitere
Bemerkung.
E Ich be
sorge
schon den nöthigen Commentar. Ich denke 10 bis 12 Gulden, wenn Dir
das nicht zu viel i
st. Kann
st Du jetzt nicht,
so warte ruhig, bis Du von ihm etwas
Po
sitives über den Ausgang der Arbeit erfähr
st. Ich veranla
sse ihn jedenfalls,
demnäch
st an Dich zu
schreiben. . . .
Bitte, dementire auf das Energi
sche
ste das Gerücht von meiner Candidatur auf
Herzls Nachfolge. Es i
st nicht ein wahres Wort daran, und wenn es
meiner
Redaction zu Ohren
kommt, kann es nur meine jetzige Stellung gefährden. Daß
Herzl weggeht
|i
st möglich. Aber niemals wird man
mich zur »
Neuen Fr. Presse« nehmen. Zwi
schen dem
Blatte und meinem
Onkel be
steht, wie Du wohl
weißt, eine tödtliche Feind
schaft. Und die
se Leute mit ihren
Bör
senjobber-Seelen ha
ssen bis ins
siebente Glied. Als
Benedict vor einigen Monaten hier war, hat er es abgelehnt, daß ich ihm vorge
stellt
werde! Dazu kommt, daß
Herzl selb
st keinen Finger rühren wird, um meine Candidatur zu
stützen, eher das
Gegentheil. Ich habe ihn hier genau kennen gelernt. Er i
st
|eine
selt
same Mi
schung von Kün
stler und jüdi
schem
Journali
sten. Auf der einen, der Kün
stler-Seite, charmant, glänzend,
sympathi
sch; auf
der andern Seite: kleinlich, eifer
süchtig,
ber geheimnißthueri
sch, berechnend und größenwahn
sinnig. Ich will ja nicht
sagen,
daß er gegen meine Candidatur intriguiren würde – obwohl es mich nicht er
staunen
würde, wenn ers thäte – aber er wird
sicher nicht das Minde
ste thun, um mich, vor
de
ssen Nebenbuhler
schaft er
sich fürchtet – der
Dummkopf! – an
seine Stelle zu bringen. Das Alles hindert
aber
|nicht, daß er jetzt einen
Einakter in Ver
sen ge
schrieben, der ein Stück
kö
stlicher und großer Kun
st i
st. Zu Niemandem ein Wort von alledem, nicht wahr? Noch
eins:
Dr. Schwitzer, früheres
Mitglied der
volkswirth
schaftlichen Redaction der
N. Fr. Pr.,
i
st plötzlich
hier aufgetaucht
und ich glaube,
c’est pour recueillir la succession.
Rudolf Lothar i
st auf einer
seiner literari
schen Handlungsrei
sen auch
hier eingetroffen. Er will alle
|möglichen Leute interviewen,
Pailleron und
Verlaine, Kraut und Rüben durcheinander. Er hat
sich an
Henri Albert herangedrängt, um im »
Mercure« genannt zu
werden
etc. Ich habe einen grämlichen Haß gegen die
sen
Burschen, der im führenden
Blatte Literaturmeinung macht
und de
ssen Stücke als die Blüthe des jungen Gei
stes
a× auf allen Jahrmärkten angeprie
sen werden, während Du vorläufig nur von einer
Elite gekannt und gewürdigt bi
st. Ich finde, er hat Dir direct
seine Celebrität
ge
stohlen. Und als ich die
sen ge
schäftigen
|Barbiergesellen neulich im
Theater traf, drehte ich ihm einfach den Rücken. Das war wohl exce
ssiv, aber ich kann
nichts gegen mein Temperament.
Ein grünes ein
sames wind
stilles Land! Wie, wenn Du auch nach
Hamburg käme
st, wo ich wahrscheinlich meinen Uraub werde verbringen mü
ssen. Und wann,
wann endlich werde ich Dich in
Paris sehen? Komm doch
wenig
stens auf 14 Tage! Wenn Du nicht
so ein verwöhnter Prinz wäre
st, könnte
st Du
sogar bei mir wohnen
.↓,↓ aber ohne jeden Comfort.
|Tausend Dank auch für alles Liebe, das Du mir sonst sagst. Es ist immer Festtag bei mir, wenn ein Brief von Dir ankommt. Wie kann ich Dir
das Alles lohnen?↓!↓!
Möchte gern etwas Näheres über die große
Erzählung wi
ssen.
Weißt Du, daß deine Schrift immer schlechter wird? Ich kann sie zur Noth noch
entziffern, weil ich die historische Entwickelung mitgemacht habe. Aber die Andern?
Dein zukünftiger Biograph? Der Sammler deiner nachgelassenen Schriften? . . . .
Grüß’ Dich Gott, mein theurer Freund, und
schreib’ mir bald. Auch von den Andern,
Loris u.
Richard.
Dein treuer
Paul Goldm.