Fondateur M. L. Sonnemann.
Journal politique, financier,
commercial et littéraire.
Paraissant trois fois par jour.
Mein lieber Freund,
Ich bin die
ser Tage nach
Paris zurückgekehrt. Die
Frankfurter Zeit war
auch recht
schön. Die Meinigen haben gewetteifert, mir den Aufenthalt angenehm zu
machen
, und
mich
mir das Heimathsgefühl zu geben. Sie la
ssen Dich Alle vielmals grüßen. Mein
Onkel i
st die
ser Tage auf
Urlaub gegangen. Wenn er zurückkommt, wir
st Du die er
sten Bücher zur Be
sprechung erhalten. Thu’ mir den einzigen Gefallen und
stell’ Dir die Sache nicht
|so
schwer vor. Was Dich er
schreckt, i
st lediglich
eine mechani
sche Schwierigkeit. Man trainirt
sich zum Bücherbe
sprechen, wie zu jedem
andern Ding. Es handelt sich nur darum,
sich mit der nöthigen Sicherheit zum
Schreibti
sch zu
setzen und anzufangen. Der Stoff er
scheint Anfangs nicht zu
bewältigen, aber im Schreiben tritt das We
sentliche
klar↓klar↓ hervor und das übrige
sällt ab. Du
soll
st ja auch nur
d über die Bücher referiren und nicht ein
gerichtsordnungsmäßiges Protocoll
|davon geben.
Deine P
seudonymitäts-Wün
sche wir
st Du meinem
Onkel bei Über
sendung des er
sten Feuilletons mittheilen.
Ich habe
sie ihm bisher
m ver
schwiegen, weil ich nicht wollte, daß er Dich jetzt
schon zögern
sehe.
Die
20 fl. haben bei der Einwech
selung
40 fr. 40 ct ergeben. Das Abonnement auf das »
Journal« hat
10 fr. geko
stet. Du ha
st al
so
30 fr. 40 ct. bei mir gut, und ich
sehe Deinen Aufträgen
entgegen. Dein Abonnement läuft vom 1.
Oct. Ich habe aber gebeten, daß
|Du das
Blatt bereits von Montag ab erhält
st.
Theile Theile mir mit, ob die Zu
sendung regelmäßig erfolgt.
Gestern ist
Herzl zurückgekommen. Er war bei mir und hat mir erzählt, er
habe
sich insbe
sondere mit
Burckhardt angefreundet. Die
sen habe er vor Allem auf Dich aufmerk
sam gemacht.
B. scheine
sehr geneigt, Dich zu
spielen,
sobald
Du nur irgend etwas
Burgtheatermäßiges hätte
st.
Inzwi
schen habe
Herzl gerathen, Dir Bearbeitungen
|aus dem Franzö
si
schen zu
übertragen.
B. werde Dich vielleicht den
Marivaux über
setzen la
ssen
etc. Herzl selb
st will ein dreiaktiges
Lustspiel schreiben, von dem er bereits
zwei Akte liegen hat.
Und was mach
st Du? Geht das
Stück vorwärts? Fühl
st Du Dich wohl in
Wien? I
st
Richard abgerei
st und wohin? Was hört man von der neuen
Revue?
|Ich freue mich darauf, bald einen Brief von Dir zu
erhalten. Bin sonst recht lebensmüde. Ich sehe, daß ich auf einem falschen Wege bin,
daß ich nicht mehr hierher zurückkehren durste. Die Arbeit ist mir zuwider. Ich
möchte gern nachkommen und kann keinen Schritt thun. So sühle ich mich zurückbeiben.
Und da mir dies das Herz zerreißt, so glaube ich, daß das unmöglich ein normales Ende
nehmen kann.
|Sei von Herzen gegrüßt, mein lieber Arthur. Es war
so
schön bei Euch, und es i
st gar
schwer, nach alledem wieder in
Paris zu leben.
In Treue
Dein
Paul Goldmann.
Bitte, empfiehl’ mich dem Fräulein
Sandrock, wenn Du dazu einmal Gelegenheit ha
st, und
zwar zwar recht herzlich.