|Frankfurt 8. September.

Mein lieber Freund,

Ich danke Dir noch von Herzen für die köstlichen Tage in Ischl. Ich bin ruhig und froh gewesen, wie schon lange nicht. Ich danke Euch, daß Ihr mir meine Gespenster auf ein paar Stunden gescheucht habt, daß Ihr mich Treue und Güte habt fühlen lassen, |daß Ihr mir gar – oh Wunder, – ein wenig Glauben an mich selbst gegeben habt. Ich bin heut muthig und beinahe heiter. Das ist Euer Werk! Und ich bin Euch tief dafür verpflichtet . . . . .
Bei dem Regen wirst Du kaum Deine Bicycle-Partie gemacht haben, und Du bist gewiß schon in Wien für den Winter installirt und sitzest über der Arbeit. Der Artikel |von der Marholm, den ich mit Hochgenuß gleich in Nuernberg gelesen habe, ist wie eine Antwort auf unser letztes Gespräch gekommen. Jetzt wirst Du hoffentlich lange nicht mehr daran zweifeln, daß Arthur Schnitzler eine Individualität ist. Ich beglückwünsche Dich zu diesem schönen Erfolge.
Mit meinem Onkel |habe ich sofort gesprochen. Ich habe ihn unerwartet liebevoll und warm vorgefunden, auch voll sreundschaftlichen Interesses für Dich. Er ging sofort auf meinen Vorschlag ein, Dir einen Theil des Bücher-Reserats zu übertragen. Das ist nur ein Ansang. Wenn Du regelmäßig arbeitest, kann noch |allerlei Anderes daraus werden. Die Hauptsache ist, wie gesagt, daß Du die Sachen regelmäßig erledigst – nicht sür bestimmte Termine, aber doch in bestimmten nicht allzu langen Fristen. Mach’ ruhig den Versuch; ich bin überzeugt, daß es so gehen wird. Das Feuilleton bringt, |glaube ich, 40 Mark.
Ich bleibe noch bis nächsten Samstag hier. Hast Du Zeit, sschreib’ mir ein Wort hierher (Adresse: Frau Clementine Goldmann, Lindenstrasse 1). Vor Allem: Wie geht es mit Deiner Arbeit? Hat Richard |seine Reise angetreten? Was hört man von der neuen Revue?
Die Meinigen grüßen Dich herzlichst. Bitte, empfiehl’ mich Deiner Frau Mutter und danke auch ihr nochmals in meinem Namen. Grüß’ mir Deinen Bruder u. Deine Schwägerin.
|Und sei Du selbst von Herzen und in Treue gegrüßt von
Deinem
Paul Goldmann
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