Es i
st nur der Zeitmangel. Ich denke oft an Dich. Stelle Dir
sehr oft vor und es i
st
doch noch mehr. Spreche auch viel von Dir. Aber
schreiben? Unmöglich. Und was auch?
Was ich thue,
siehst Du aus der
Zeitung, wo Du meine Arbeiten mit einer Treue verfolg
st, die mich rührt.
Nebenher keinen Strich.
Improductivitas absoluta. Schädel leer, Herz leer. Verkommene Exi
stenz. Scheußlicher bürgerlicher
Zu
stand,
seeli
scher desgleichen.
|Das i
st immer
die
selbe Ge
schichte. Was will
st Du al
so von mir hören? Mir i
st lieber, ich höre von
Dir. Das i
st doch wenig
stens eine Freude.
Und doch ein kleiner Lichtblick. Einen
Menschen gefunden, den Er
sten
seit
Wien. Heißt
Henri Albert, Mitte zwanzig. Dasjenige, was wir
seinerzeit impertinent genug waren, eine
Wir-Natur zu nennen. Noch mehr: ich glaube beinahe, daß er ein viertes Exemplar i
st
von der
Species Arthur –
Richard –
Loris. Noch weiß ichs nicht genau; denn ich habe die Aufrichtigkeit-Diagno
se noch
nicht
stellen können. Alles
|Übrige
scheint zu
stimmen. Und, oh Wunder, er kennt
Euch Alle, hat von
Allen gele
sen. Nun kennt er
Euch natürlich er
st
recht. Ich habe ihn – auf Widerruf – zum auswärtigen Mitglied un
seres Krei
ses
ernannt, weil ich ihn lieb gewonnen und dies
das der
höch
ste Orden i
st, das Goldene Vließ, das ich zu vergeben habe. Wenn das keine
Enttäu
schung i
st – in
Paris haben die Naturen
solche Untiefen! –
so i
sts ein wahrer Fund gewe
sen. Er
corre
spondirt von
hier für die
»
Freie Bühne«,
schreibt außerdem viel in den
jungen franzö
si
schen Revüen. Als
Elsässer spricht und
schreibt er deut
sch wie franzö
si
sch.
|Ich bin hinter ihm her, daß er mir über
Euch einen Artikel in den »
Mercure de France« oder die »
Société Nouvelle« macht,
daß er
etwas von Dir über
setzt
etc. Hoffen wir!
Wann kommt endlich Einer von
Euch her?
Deine Zukunfts-Zuversicht betreffend Deine Production für dieses
Jahr hat mich unendlich erfreut. Aber was? Und wie gehts Dir sonst?
Persönliches, persönliches, mein theurer Freund!
Über
Niemann bin ich ganz anderer An
sicht. Mich hat das
Ding hoch entzückt gerade wegen
seiner
Ab
sichtslo
sigkeit, gerade, weil ich in ihm ein einfaches, humorvolles,
, zierliches Kun
stwerk gefunden, von der Höhe des
intellectuellen Standpunktes abge
sehen. Wer von uns hat da Recht? Und
Duerer? Schreib’ mir über
Duerer! Herzlich
st und in Treue Dein
Paul Goldmann
|viele herzliche Grüße an die
Freunde. Schreib
mir bald einen
langen Brief