Lieber und sehr geehrter Dr Schnitzler!
Gestatten Sie mir Ihnen zu sagen, wie sehr ich mich freue, dass Ihnen der
Grillparzer-Preis verliehen worden und damit öffentlich ausgesprochen ist, wie ungerecht Sie – und
übrigens nicht bloß Sie – in
Oestreich gerade
verkannt werden. Es drängt mich umso mehr, Ihnen das zu
|sagen, weil ich einmal vor Jahren, wenngleich privat, in den gleichen Fehler
verfiel. Als mich damals – es war in den
Anatolzeiten – Ihr Herr
Vater einmal traf und mit mir über Sie
sprach und mir die Ehre erwies, mich um meine Meinung über die Tragkraft und
Spannweite Ihres Talentes zu fragen, da konnte ich nicht anders als meinem
|Eindruck gemäß sagen, es schiene mir mehr wie ein sehr
empfindlicher Resonnanzboden als wie ein selbstständiges Instrument. Als ich nicht
lang darauf
Gedichte von Ihnen hörte, wurde ich zum
erstenmale stutzig und seit dem Band »
Der Stein des Weisen« weiß ich, dass ich mich sehr geirrt habe, fühle es mit Vergnügen immer wieder
– (»
Dämmerseelen« sind ein Meisterwerk und nicht
einzig in Ihrem Repertoire –); es hat mich
|dieser Irrtum viel gelehrt und vorsichtig und nachdenklich
gemacht: übrigens ist mein Instinkt sonst ziemlich sicher.
Also nochmals meinen wärmsten Glückwunsch! Und dabei ist
Schönherr keiner, den man misachten darf. Ich glaube, man w
ollte im »
Zwischenspiel« Arthur
Schnitzler ehren.