Marie Herzfeld an Arthur Schnitzler, 5. 3. 1931

den 5. März 1931
Sehr geehrter Herr Doktor, verzeihen Sie, wenn ich Ihre Muße – Arbeitsmuße – störe und mit einer Frage in Ihre Einsamkeit breche. Auf Wunsch der Zeitschrift »Corona« habe ich aus meinen Loris-Erinnerungen und Loris-Briefen einen Aufsatz zusammengestellt, |in dem ich auch aus den schönen Briefen schöpfe, die Sie im Aprilheft der N. R. v. 1930 hatten. Am 19. Juli 92 spricht Hofmannsthal von dem Renaissancedrama, an dem er arbeite: mir erzählte er davon nichts, obwohl er um diese Zeit mit mir lebhaft korrespon|dierte, und ich wagte, trotz einiger innerer Einwände, die Hypothese, dass es sich um eine Beschäftigung mit d. geretteten Venedig handelte, die er dann später, wie Sie wissen, mehrmals neu aufnahm und erst nach Jahren zu Ende brachte. |Wollen Sie, aus Ihrem besseren Wissen, mich aufklären? Ich wäre Ihnen sehr dankbar! Aber die Sache drängt! In großer Schätzung,
Marie Herzfeld
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