Bitte, nehmen Sie einen Brief wie eine leise und bescheidene Sti
mme, die bis zu Ihnen will. Ich möchte Ihnen nichts
andres sagen, als da
ss mich Ihre
Sprüche und
Bedenken so tief ergriffen haben, wie es mir nur noch einmal im Leben
geschehen ist: als ich in meiner Jugend
Nietzsches
Morgenröthe zum
erstenmale in die Hand bekam. Damals sprangen Tränen auf – wie gestern, als ich
Ihr
Buch las. Wie schön,
dass einem dergleichen noch passieren kann! Da i
st jedes Wort erlebt und erfühlt
und erblutet . . . Ich drücke das sehr schlecht aus, aber
Sie haben ja selbst von dem Riesen gesprochen, der an einer Tür der Wahrheit Wache
hält, dem Wort. Ich kann mit ihm nicht ringen, bei einem
Boxkampf zwischen ihm und mir käme nicht viel heraus. Ich möchte Ihnen nur ganz
subjektiv danken für dieses – vielleicht schön
ste Ihrer Bücher. Und ich habe
keine andre Berechtigung dazu, es zu tun, als da
ss ich von Jugend auf mit Ihren
Gestalten gelebt habe und da
ss sie mich bis zum heutigen Tage begleiten.