nicht leicht hätte mich etwas so bewegen können, wie dieses
Buch mit einer Auswahl Ihrer Betrachtungen und Aphorismen.
Wenn ich eines Ihrer Stücke oder eine Ihrer unvergleichlichen Erzählungen
aufschlage (beides immer mehrmals im Jahr) so bin ich freilich vermöge der
Gegenwart dessen, der hinter den Gestalten steht, auch in Ihrer Gesellschaft.
Hier aber widerfährt mir dies in einer doch viel directeren Weise. Es sind nicht
die Resultate des Denkens, die bei mir vielfach andere wären, auch nicht einmal
die Gegenstände des Denkens (auch in denen tritt die individuelle
Verschiedenheit zu Tage, die zwischen uns fast so groß ist wie die
wechselseitige Sympathie) –
|es ist etwas viel Intensiveres: der Rhyt
[h]mus Ihres
Denkens rührt mich unmittelbar an, und damit das wahre unauflösliche Geheimnis
Ihrer Person – und bewegt mich tief. – Ich erinnere mich, dass wenige Tage nach
dem Tod meiner
Mutter mich der Anblick
I↓i↓hres Kastens tief erschütterte; da lagen in Fächern, nett in
Seidenpapier gewickelt, Schlüssel, Notizbücher, hundert kleine unansehnliche
Gegenstände, alle verknüpft mit den kleinen Bemühungen und Lasten eines
weiblichen Lebens, und aus dem allen brach das Gefühl dieses nun abgerissenen
Lebens mit einer das Herz zusa
mmendrückenden Gewalt
hervor, ganz anders als etwa aus hinterlassenen Briefen.
Ich weiß, Sie haben jetzt den Besuch Ihrer
Tochter. Wenn Sie mich später einmal sehen wollen,
schreiben Sie mir ein Wort.