Mein lieber Hermann, dein Heimweh nach
Wien und das deiner verehrten
Gattin hat auch mir ans Herz gegriffen, und der
Hofrätin, mit der ich neulich davon sprach. Aber so wenig ich den
Nobelpreis kriegen werde, so wenig hab ich in
Oesterreich zu sagen, sonst hätt ich dich längst wieder ans
Burgtheater berufen (auf die Gefahr hin, da
ss du
mich wieder nicht aufführst, auch ohne
Poldi)
– und wie erst Frau
Mildenburg an die
Oper oder wohin sie sonst möchte, – und in der
Musik geht ja meine Objectivität noch weiter als in der Literatur. Aber je weniger
man versteht und je mehr man liebt, um so gerechter ist man.
Aber Scherz beiseite, was bindet dich eigentlich an
München? Ich habe das Gefühl, da
ss deine Leiden und – entschuldige – deine
Hypochondrien sich hier zumindest lindern würden. Es würde viele freuen auch manche
die nicht in allem deines Sinnes sind, Dich wieder hier zu wissen. Denn wissen wir
überhaupt
welchen
Sinnes wir sind. Kaum welchen Herzens. Beziehungen, auch unterbrochene, auch
gestörte, sind das einzige reale in der seelischen Oekonomie. Wenn mir meine Vergangenheit erscheint, bist du mir immer Einer
der nächsten, und so ka
nn es auch in der Gegenwart nicht
anders sein.
Klingt das nicht ein bischen nach
fünfter Akt, erste Scene? Sagen wir: Vierter, vorletzte. Wir wollen nicht
sentimental ↓werden.↓ Ich bemerke mit angemessener Kühle:
Hoffentlich sieht man sich einmal wieder. Es wäre schön.
Von Herzen Dein
Arthur