mein lieber Hugo, Sie werden schon von unserer
Freundin-Hofrätin gehört haben, wie sehr Ihr
Brief über die
Therese mich gefreut hat; – das
Buch hat, sowohl beim Publikum, als bei den paar Menschen, auf die es
↓mir↓ besonders anko
mmt, mehr Erfolg
als ich je hätte vermuthen dürfen. Die Entstehungsgeschichte ist einigermaßen
merkwürdig, ich erzähle Ihnen einmal mehr davon.
–
Christiane war mir immer außerordentlich
sympathisch – ich glaube das klare, gerade, kluge wahrhaft verläßliche ihres Wesens
seit jeher gespürt zu haben u bin froh, da
ss der rechte
Mann die rechte Wahl getroffen hat. Mögen
Sie ihr bald das
Heidelberger Häuschen bauen
können. Meine
Kinder in
Venedig haben jetzt etliche
Wohnungsschwierigkeiten durch einen kläglichen wahrhaft
Goldonischen
Hausherrn – (»nur halt da
ss er leider lebt«.) – Im übrigen
sind sie glücklich, und ich hab
ihn (von
Lili gar nicht zu reden) sehr
gern. Sie wissen, da
ss wir drei im Frühjahr eine schöne Reise gemacht haben.
Corfu,
Athen,
Kon|stantinopel,
Rhodus. Jetzt war
Heini 10 Tage bei mir, und ich habe viel Freude
von ihm gehabt.
Die So
mmermonate wer
d ich wohl hier
verbringen; ich sehe recht viel Menschen, insbesondere
Amerika findet sich in zahlreichen, oft verständnisvollen Exemplaren ein.
Mit dem Arbeiten geht es ganz leidlich, aber Dilettant, der ich bin und bleibe, spiel
ich mich mit Figuren und Stoffen mehr herum, – und eigentlich lieber, als da
ss ich
die Dictatur meines sogenannten Talentes oder wie wir es nennen wollen über sie
ausübe. Immerhin wird gelegentlich schon wieder was herausko
mmen, und ans Geldverdienen mu
ss man ja leider immer
ernstlicher und continuirlicher denken.
Die
aegyptische hab ich
natürlich schon gekannt; in der
Oper hab
ich einen schönen Eindruck gehabt, und es war mir über alle Maßen interessant, Ihre
Dichtung so für mich hin zu lesen – und da
ss Musik mir immer mitklang, spricht für
Dichter wie für Musiker. Es ist unglaublich, wie Ihre Sprache Möglichkeiten u
Einfälle des Componisten oft vorauszuahnen scheint; es ist wahrhaftig Dichtung für
Musik und aus Musik zugleich. Die beiden Akte sind mir
|jeder für sich, einleuchtender, als in ihrem innern Zusa
mmenhang; das ganze Problem hat mich sehr bewegt, und ich
denke, Sie hätten es noch tiefer erschöpft, we
nn Sie sich
– ohne jeden Gedanken
an die↓an↓ un
d ohne jede Rücksicht auf Melodisirung
,↓und↓ auf Operisierung Ihrem dramatischen Ingenium hätten hingeben dürfen (wie ich
derartiges in Ihren einleitenden
Worten, schon in d
N. Fr Pr. wunderbar angedeutet fand.). Nur mit den
Liebestränken, besonders den Dosirungsmöglichkeiten konnt ich mich nicht befreunden;
irgendwo in mir steckt doch ein Pedant und Rationalist und der Teufel soll mich
holen, am Ende gar ein Recensent.
Nun mein lieber Hugo lassen Sie sich nochmals danken – und nach allen Richtungen
bestes und gutes wünschen. Und wer weiss vielleicht sieht man sich sogar wieder
einmal.
Ihr getreuer
Arth