|6. 11. 1924.
Lieber und verehrter Herr Thomas Mann.
Die guten Worte, die Sie mir über die »
Komödie der
Verführung« sagen, erfreuen mich herzlich. Hier bewährt sich das Stück weiter
gut im Repertoir; Ihre Befürchtung, dass man es in
München nicht gut genug darstellen würde, ist vorläufig
unbegründet, da man dort kaum daran denkt es aufzuführen. Bisher hat sich in
Deutschland nur
Wiesbaden daran gewagt mit sehr gutem Erfolg,
Köln folgt bald,
Hannover und
Danzig glaube ich haben es angenommen. Ueber die
Kritik wollen wir lieber nicht reden. Das frühere Totschlage-Wort von der »grossen
Zeit« ist nun durch das neue von der »versunkenen Welt« ersetzt worden. Es ist, als
wäre die Weltgeschichte überhaupt nur dazu da, um den Rezensenten neue falsche
Massstäbe an die Hand zu geben.
Der Zusendung des »
Zauberbergs« sehe ich mit
freudiger Ungeduld entgegen. Ich hoffe Sie haben in
Sestri-Levante schöne Tage, – helle, arbeitsfreudige,
lebensfrohe.