Thomas Mann an Arthur Schnitzler, 22. 11. 1923

Thomas Mann München, den 22. XI. 23.

Lieber, verehrter Herr Dr. Schnitzler,

ich bin wahrhaft gerührt durch Ihr gütiges Eingehen auf den »Krull« und danke Ihnen herzlich. Ich weiß nicht, warum ich damals stecken blieb, – vielleicht, weil der extrem individualistische und unsoziale Charakter des Buches mir nicht zeitgemäß schien, vielleicht auch, weil ich das Gefühl hatte, in diesem ersten Teil alles Wesentliche eigentlich schon gegeben zu haben. Immerhin habe ich den Plan nie ganz aus den Augen verloren, und wenn ich abgewälzt habe, woran ich jetzt schleppe, findet sich wohl einmal die Laune, das absonderliche Ding zu beenden.
Ich freue mich auf Wien, wohin ich – diesmal wohl mit meiner Frau, die Ihnen herzlich verehrungsvolle Grüße sendet – Ende des Winters, im März etwa, zu kommen hoffe, freue mich auf die Freunde dort und vor Allem auf Sie.
Ihr ergebener
Thomas Mann.