lieber und verehrter Herr Thomas Mann,
dürft ich mir im geringsten das Recht und die Kraft zugestehen, Sie zu
Fortführung u Beendigung des
Felix Krull
anzuspornen, ich thät es, we
nn man so sagen darf,
aus vollen Stiefeln. Das
Fragment, das vorliegt, find ich köstlich und kostbar. Ich weiß nicht,
ob Sie selbst (verzeihen Sie die Anmaßung) die völlige Einzigartigkeit Ihrer
Stimme so zu spüren im Stande sind, wie der Leser – aber ich wünschte, daß Sie
das »Buch der Kindheit« einmal nur als Kenner und Genießer, nicht nebstbei als
der Verfasser sich zu Gemüthe führten, – Sie hätten die reinste Freude und
empfänden die Pflicht und den Drang zu »
erinnern«, – wie ich
sie empfand.
Ich wünschte zum Beschluss dieser Zeilen
nicht von der
Stadt
reden, in der Sie leben, von der Welt, in der wir alle leben – nur die Hoffnung
aussprechen, daß Sie mit den Ihren sich so wohl befinden, als es überhaupt
möglich. Man erzählt sich, dß Sie bald nach
Wien
kommen wollen. Wir sehen einander hoffentlich gewiss wieder.
Seien Sie, mit Ihrer verehrten
Gattinsehr herzlich gegrüßt von Ihrem
freundschaftlich ergebenen
Arthur Schnitzler
[(]Darf ich vielleicht auch noch erwähnen, daß mein
21jähriger
Sohn, wie
meine 14jährige
Tochter
(die ein bischen über ihre Jahre hinaus ist) von Ihrem
Fragment in gleicher Weise entzückt
waren?)