Verehrter Freund!
Es hat mich riesig gefreut, dass Sie auch in
dieser traurigen Zeit an mich gedacht haben. Ich habe Ihr lächelnd-wehmütiges
Buch mit grossem Behagen
gelesen und die Bekanntschaft mit zwei reizenden jungen Damen, genannt
Sabine und
Katharina, gemacht. Auch eine gewisse
Lebensphilosophie, eine überlegene, ist in dem
Buch. Während Sie erfinderisch schöpfen, muss ich
mich begnügen, geschichtliche Gestalten neu zu formen. Ich habe während des
Krieges ein
Buch über Goethe und eins über
Voltaire publiciert, beide in zwei Bänden, ausserdem einen
Band über den Weltkrieg, nur hier und in
Amerika als
The World at War erschienen. Seit 5 Monaten bin ich so närrisch, an einer grösseren Arbeit
über
Cäsar zu pfuschen. Die wird wol mehr
|als ein Jahr noch nehmen.
Ich denke oft an
Wien und an die Freunde dort.
Seit wir uns im
November 1912
sahen, ist Alles verändert. Ich kann
kaum verstehen, dass es fast schon 5 Jahre her ist.
Bitte sehr mich in der Erinnerung Ihrer Frau
Gemahlin und
Beer-Hofmanns zurückzurufen.