Aussee Steyermark
mein lieber Arthur
ich war
sehr froh, aus Ihrem Brief und noch ausführlicher durch
Wassermanns Berichte zu erfahren, einen wie guten friedlichen
und erfüllten Sommer Sie gehabt haben. Der meinige war vom Augu
st ab nicht ganz
so
gut. Ich habe von der Luft im
Engadin die mir
nicht zuträglich war, eine Nervendepre
ssion
|mitgetragen, oder Nervenirritation
die be
sonders peinlich war,
solange
sie
sich
sozu
sagen latent mit dem Normalen der
Exi
stenz mit
schleppte – und die
schließlich zu einer ziemlich peinlichen Art von
Kri
se führte, damit aber auch abzuklingen anfing, so da
ss ich nun hoffen kann den
letzten Act der
Comödie
entweder hier oder auf dem
Semmering oder in
Rodaun mit
so viel Freiheit und Munterkeit zu Ende zu
|bringen, als er
seiner Natur nach
braucht.
–
Ich habe damals, als es mir unan
ständig er
schien, ein negatives Verhältnis zu einer Ihrer
Arbeiten zu ver
schleiern, den
Ausdruck »ver
stören« gewählt, weil er mir keine Kritik zu enthalten,
sondern nur eine
subiective Verfa
ssung des Le
sers auszumalen
schien. Aus Ihrem Brief
sah ich dann,
da
ss das Wort leider Gottes für Sie doch einen offen
siven
|Beiklang gehabt hatte.
Wenn je ein Mensch in den andern hineinschauen könnte, wenn Sie in mich hineinschauen
könnten im Augenblick wo ich etwa allein auf einem Spaziergang oder in meinem Zimmer an Sie denke, an Sie, worunter ich hier ein
Gesamtwesen aus dem lieben guten Menschen und dem geistigen Phantom, das hinter den
Arbeiten steht, begreife – so wäre die Möglichkeit dass ein Wort von mir Ihnen auch
nur ein bischen wehthut, überhaupt ausgeschlossen.
Ich freue mich sehr auf Sie.
Ihr
Hugo.