Arthur Schnitzler an Hermann Bahr, 1. 2. 1904

Wien 1. 2. 904.
lieber Hermann, aus deinen Worten scheint mir eher eine üble Stimmung als ein übles Befinden hervorzugehen – was für den Betroffenen allerdings aufs gleiche herauskommt. Immerhin – ohne Ratschlägen u Entschlüssen vorgreifen zu wollen, deine Idee mit Taormina ist mir sehr sympathisch – besonders weil ich große Lust hätte, im April nach Sicilien zu fahren und es mir natürlich höchst erfreulich wäre, dich dort zu finden. Wir (meine Frau u ich) möchten gern zu Schiff von Fiume nach Palermo.
– Donnerstag reise ich nach Berlin, wo es sich zeigen soll, wie der Einsame Weg auf der Bühne wirkt. Dass im Gang des Stücks etwas nicht in Ordnung ist, hat mir während der – oft unterbrochenen und ganz neu aufgenommenen – Arbeit oft geschienen. Die gute Wirkung die das Stück im Vorlesen machte, hat mich einigermaßen beruhigt; – von den eigentlichen Theaterleuten scheint aber keiner ernstlich an einen äußern Erfolg zu glauben (bei aller möglichen Hochachtung etc.). Mir persönlich sind an dem Stücke werth: die Gestalten des Sala und der Johanna; ferner der Lauf des 4. u besonders des 5. Aktes. –
Deine Grüße werden bestellt, meine Frau dankt dir herzlich für deine Grüße und wünscht dir gleich mir, alles mögliche gute.
Gelegentlich ein Wort von dir zu hören wäre mir höchst erwünscht und sehr erbeten.
Dein getreuer
 Arthur.