Arthur Schnitzler an Hermann Bahr, 30. 3. 1902

Ostersonntag 1902

lieber Hermann,

eine Dame bringt mir beiliegende 2 Skizzen, der Verfasser hat die Absicht Journalist zu werden. Ich soll ihn protegiren. Was anders soll er noch nicht geschrieben haben. Auf dich hab ich so viel Einfluss, ich soll’s dir doch einfach schicken.
Ich thue das, nicht ohne mich für diese Inanspruchnahme deiner Zeit gebührend zu entschuldigen. Aber ich denke, in 3 Minuten hast du die Werke des jungen Manns gelesen, und wir sind (bis auf weiteres) von dem Verdacht befreit, die »Jungen« zu unterdrücken.
Wenn du mir überdies in 3 Worten dein Urtheil über die Leistungen dieses Herrn kundgibst, in einem Brief, den ich der Dame gleich zeigen kann, u. mit deiner ganzen Aufrichtigkeit, die in diesem Fall besonders nützlich, ja nothwendig wäre, so bin ich dir sehr verbunden. –
In Venedig sollen die Blattern sein. Man müßte sich für alle Fälle impfen lassen, eh man hinunterradelt.
Ich seh dich übrigens bei der »Kraft«probe.
Herzlichst der Deine
Arth Sch