Arthur Schnitzler an Hugo von Hofmannsthal, 14. 10. 1898

|mein lieber Hugo, es ist jetzt so grau und kühl und feucht, und ich bin so verschnupft und habe eine ganz geschwollene Nase, dss wohl an eine Hinterbrühlerreise kaum zu denken ist, vielmehr vermute ich Sie kommen früher nach Wien. Viele Grüße hab ich Ihnen von Brahm, Harden und der Dumont zu bringen. Die Leute spüren doch ungefähr, wer Sie sind. Man freut sich auf Ihr Wiederkommen, auf Ihr neues Stück, |– mir scheint, im Jänner sind einige Abende für Sie frei; (von den künftigen Monaten ganz zu geschweigen.)
Über meinen Berl. Aufenthalt mündlich. Der Erfolg nach dem 3. Akt war überraschend stark. Während des Akts hatte ich die Empfindung, das Stück ist hin. Da kamen die letzten paar Scenen, die wirkten unmittelbar und sind ja wirklich aller Ehren wert. Aber aus welchen |Tiefen steigen sie empor! –
– Im übrigen wird sich das Stück nicht lang halten; schon die 3. Vorstellung war schwach besucht.
– Von meinen 3 Einaktern hat dem Br. der gefärbte Vogel (wie es scheint weitaus) am besten gefallen. Aufführung wahrscheinlich Februar mit Kainz.
Seien Sie herzlich gegrüßt und lassen Sie uns bald zusammen sein.
Ihr
Arthur
Wien, 14. X. 98.
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